Reisen in Australiens Outback Abenteurerreise auf dem Stuart Highway
Die Sonne steht im Zenit. Der Wind treibt Büschel von Spinifex-Gras über die Straße. Schnurgerade zielt das glänzende Band des Highways auf einen imaginären Punkt am Horizont. Hitzeschlieren tanzen über dem Asphalt. Der Stuart Highway scheint aus dem Nichts zu kommen und im Nichts wieder zu verschwinden. Er verbindet die Südküste über das "Rote Herz" des Fünften Kontinents mit dem wilden Top End im Norden. Die 3.245 Kilometer lange Reise, für die man sich mindestens 14 Tage Zeit nehmen sollte, ähnelt einem Roadmovie, das stundenlang mit wenigen Einstellungen auskommt: ausgetrocknete Salzseen, Spinifex-Savannen und Ödland, die Gesteinsrippen abgetragener Wüstengebirge, rote Dünen mit tiefen Tälern, sandiger Boden bis zum Horizont. Einzige Außenposten der Zivilisation hier im Outback von Australien sind Roadhouses mit Tankstelle, Restaurant, Motel und Caravan Park. Die Opalstadt Coober Pedy ist der einzige größere Ort zwischen Port Augusta, dem südlichen Ausgangspunkt des Stuart Highway, und Alice Springs in Zentralaustralien. Abstecher führen u. a. zum legendären Ayers Rock und in den krokodilreichen Kakadu National Park im Norden. Kontrastreicher Endpunkt der Tour ist Darwin, die kosmopolitische Hauptstadt des Northern Territory.
Von Adelaide bis Alice Springs
Die Reise von Adelaide, der Hauptstadt von South Australia ist 307 km und rund 4 Stunden lang nach Port Augusta, wo der Stuart Highway beginnt. In Port Augusta geht's dann richtig los. Eine gute Einstimmung auf die Reise durch das »Rote Herz« bietet das Wadlata Outback Centre, das über Flora und Fauna des Outback, über Ureinwohner und weiße Siedler, über Erforschung und Erschließung des riesigen Gebiets, über Kommunikations- und Transportprobleme informiert.
Von Port Augusta lohnt ein Abstecher (hin und zurück etwa 400-500 km bzw. zwei Reisetage) in die schroffe Bergwelt der Flinders Ranges. Mit gut markierten Pfaden ist die Gegend des Wilpena Pound, ein von einem bis zu über 1.000 m hohen Felswall umgebenes natürliches »Amphitheater«, ein ideales Terrain für Wanderungen. Wer wenig Zeit hat, fährt von Port Augusta unverzüglich nach Coober Pedy (540 km/ca. 7 Std.). Nähert man sich dem staubigen Outback-Nest, so erblickt man in der fast baumlosen Ebene nur Erdhügel - als hätten Tausende riesiger Maulwürfe im Boden gewühlt. Coober Pedy ist die weltweit größte Schürfstätte für Schmuckopale, und die so typischen »Maulswurfshügel« sind Abraumhalden unzähliger Stollen und Schächte. Aufgrund der extremen Temperaturen - im Sommer bis zu 50 °C - haben sich viele Edelsteingräber in Erdwohnungen zurückgezogen. Aber auch Geschäfte, Restaurants, Touristenhotels und sogar zwei Kirchen befinden sich unter der Erde. Bei einer organisierten Tour bringen ehemalige Edelsteingräber die Teilnehmer zu privaten claims und erklären ihnen die Techniken des Opalschürfens.
Der folgende Abstecher ist ein Muss: 489 km bzw. 6 Fahrstunden nördlich von Coober Pedy zweigt beim »Erldunda Roadhouse« der Lasseter Highway ab, der zum Touristendorf Yulara - auch Ayers Rock Resort genannt - am Rande des Uluru-Kata Tjuta National Park führt. Am Uluru, dem wohl berühmtesten Monolithen der Welt, treffen sich die Traumpfade der Aborigines - und scheiden sich die Geister. Für viele ist er das Highlight einer Reise durch Australien, andere stößt der Rummel hier dagegen eher ab. Wesentlich ruhiger geht es bei den nahe gelegenen Kata Tjuta zu. Die schönste Wanderung durch das zerklüftete Bergmassiv führt über den Karinga Lookout zum Valley of the Winds.
Die über 200 m tiefe Sandsteinschlucht des Kings Canyon bildet das Zentrum des 302 km nördlich von Yulara gelegenen Watarrka National Park. In den schattigen Tiefen der Schlucht finden Wanderer eine überraschend üppige Vegetation aus Palmen und Baumfarnen. Spektakulär ist der Kings Canyon Walk zum Garden of Eden, wo ein Naturpool zum Baden einlädt. Mit einem Geländewagen gelangt man vom Kings Canyon auf der geschotterten Mereenie Loop Road durch bizarre Bergregionen direkt in die westlichen MacDonnell Ranges und weiter nach Alice Springs. Wer mit einem normalen Pkw oder Wohnmobil unterwegs ist, muss auf asphaltierten Wüstenstraßen zurück zum Stuart Highway und kann dort seine Fahrt gen Norden nach Alice Springs fortsetzen.
Fast genau im geografischen Zentrum Australiens liegt Alice Springs wie eine grüne Oase im sonnenverbrannten Ödland. Historische Gebäude aus der Gründerzeit sowie urige Pubs und Lokale vermitteln Outback-Flair. Besuchermagnet ist das Alice Springs Reptile Centre, in dem man sich von Tiger-, Todes- und Schwarzottern sowie anderen giftigen Kriech- und Krabbeltieren Schauer über den Rücken jagen lassen kann. Östlich und westlich der Stadt erstrecken sich die wild zerklüfteten MacDonnell Ranges mit fantastischen Canyons.Nur mit einem Geländewagen kommt man zum entlegenen Palm Valley.
Von Alice Springs nach Darwin
Nächstes Etappenziel auf der Reise durch das Outback ist nördlich von Alice Springs die alte Bergwerksstadt Tennant Creek. Auf gut halber Strecke der Reise ist der Stopp im »Barrow Creek Hotel« obligatorisch, einem urigen Buschpub, um einen kühlen Drink einzunehmen. Wie von Zyklopenhand verstreut, bedecken 110 km weiter nördlich in der Nähe des Städtchens Wauchope die Devil's Marbles, Hunderte von teils riesigen ovalen und runden Steinformationen, ein Areal von 18 qkm. Im Industriemuseum Gold Stamp Battery von Tennant Creek wird die Goldrauschära des 19. Jh. lebendig. Nördlich von Tennant Creek verläuft, über weite Strecken schnurgerade, der Stuart Highway durch Halbwüste, Steppe und Buschland. Ausspannen von der langen, mitunter eintönigen Fahrt kann man in Mataranka, wo 34 °C warme Thermalquellen Badespaß im Regenwald versprechen. Nächstes Ziel der Reise ist nach 112 km Katherine. Die Stadt ist der Ausgangspunkt für den Nitmiluk National Park, der sich 29 km nordöstlich erstreckt. Kern dieses wilden Naturschutzgebietes sind 13 schroffe Schluchten, die der Katherine River bis zu 100 m tief in den Sandstein des Arnhem-Land-Plateau gefräst hat.
Auf keinen Fall sollte man sich eine Flussfahrt entgehen lassen. Flachboote verkehren während der Trockenzeit in den drei unteren Schluchten. Die Fahrt von Katherine auf dem Stuart Highway direkt ins 314 Kilometer entfernte Darwin dauert 4-5 Stunden und ist relativ reizlos. Interessanter ist der 546 km lange »Umweg« über den Kakadu National Park, für den man mindestens zwei Tage einplanen sollte. In Pine Creek, das 90 km nördlich von Katherine am Stuart Highway liegt, zweigt der asphaltierte Kakadu Highway zum weitere 151 km nordöstlich gelegenen Ferienzentrum Cooinda im Kakadu National Park ab, wo man auf Crocodile Dundees Spuren urzeitliche Panzerechsen beobachten kann. Unterwegs lohnt sich für Geländewagenfahrer ein Abstecher zu den etwa 100 m hohen Gunlom Falls, wo man in einem Felsenpool baden kann. Bei einer zweistündigen Bootstour auf der seichten Lagune Yellow Water nahe Cooinda sieht man neben vielen Wasservögeln auch die berüchtigten Salzwasserkrokodile. Nur mit Four Wheel Drive lassen sich von Cooinda die spektakulären Jim Jim Falls und Twin Falls erreichen. Die schönsten und am leichtesten zugänglichen Aboriginal-Felskunstwerke in Australien findet man am Ubirr Rock und am Nourlangie Rock. Auch die 247 km lange Fahrt vom Kakadu National Park nach Darwin gestaltet sich abwechslungsreich. Das Feuchtbiotop von Mamukala, der Leaning Tree Lagoon Nature Park und das Fogg Dam Conservation Reserve sind Dorados für Hobby-Ornithologen. An Bord der »Adelaide River Queen« staunt man über die berühmten jumping crocodiles, die, von Fleischbrocken angelockt, aus den Fluten schnellen. Der Stuart Highway endet in Darwin. Obwohl Hauptstadt des Northern Territory, hat sich Darwin sein maritimes, fast kleinstädtisches Flair erhalten. In der palmengeschmückten Fußgängerzone Smith Street Mall mit Kneipen, Restaurants und Reiseagenturen tummeln sich Reisende aus aller Welt. Publikumsmagneten sind das Meerwasseraquarium Indo Pacific Marine und der Territory Wildlife Park 45 km südlich der Stadt.
Informationen über Reisen ins Outback
(Roland Dusik, 4/2008)