Neuseeland-Reisen Auf der Südinsel unterwegs im Kiwi-Land
Das Wasser im Südpazifik vor Neuseeland ist kalt und schwarz. Die Hosen hochgekrempelt, waten wir bibbernd um ein paar Felsblöcke herum, die den Weg von der Torrent Bay zur winzigen Glasgows Bay versperren. Es ist inzwischen stockdunkel, am Himmel leuchtet das Kreuz des Südens. Von rechts rauschen wie aus dem Nichts Wellen heran, Gischt umschäumt die Beine bis über die Knie. Links zeichnet sich die düstere Silhouette der Steilküste ab, davor erahnen wir die trocken gefallene Bucht. Kein Wunder,dass man kalte Füße kriegt. »Was wir hier tun, ist nur bei Ebbe möglich. Der Tidenhub an dieser Küste beträgt gut vier Meter«, sagt Andy White, den im Abel-Tasman- Nationalpark aber alle nur »Whitey« nennen. Whitey lässt seine Taschenlampe aufblitzen.
Ich gehe kurz voran und checke, dass keine Seehunde in der Höhle liegen, sagt er. Denn das wäre riskant. Wir lernen, dass man Seehunden nie den Weg zum Wasser abschneiden sollte. Aber wer will auch schon nachts im Finsteren in einer einsamen Meeresbucht einem Seehund begegnen? Offensichtlich ist die Luft rein, denn Whitey winkt uns heran. Der Eingang zur Höhle ist eng: nur einen Meter breit und höchstens so hoch wie ein Schreibtisch. Mit gemischten Gefühlen robben wir Whitey hinterher. Schon nach zwei Metern erweitert sich die beängstigend enge Öffnung zu einer Höhle, die etwa das Volumen einer Garage hat. Die Taschenlampe erlischt – und ergriffen schauen wir uns um, starren an die Decke und die Wände: Unzahlige winzige Glühwürmchen funkeln dicht an dicht wie winzige Smaragde in der Dunkelheit. Der Anblick ist so schön,dass dagegen das Kreuz des Südens und der ganze südpazifische Sternenhimmel, den wir eben noch bewundert haben,verblassen. Diese neuseeländischen Glow Worms sind nicht mit unseren heimischen Glühwürmchen oder besser Johanneskäfern verwandt. Sie sind deutlich kleiner, aber auch deutlich schöner. Doch, Reisen nach Neuseeland sind lang - aber Reisen nach Neuseeland lohnen sich.