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Viele Elefanten zerstören landwirtschaftliche Nutzflächen und stellen für die lokale Bevölkerung eine Bedrohung dar.

Viele Elefanten zerstören landwirtschaftliche Nutzflächen und stellen für die lokale Bevölkerung eine Bedrohung dar.

Foto: Bernhard Krieger

Reise nach Afrika Urlaub im größten Nationalpark Afrikas

Mit dem KAZA-Park haben die fünf Länder Namibia, Botswana, Sambia, Simbabwe und Angola eines der größten Schutzgebiete der Erde geschaffen - zum Wohl von Mensch und Tier.

Das Boot taumelt und schwankt. Riesige Wellen erfassen seinen Bug. Aber statt uns um das Auf und Ab zu kümmern, sitzen wir auf dem Oberdeck und blicken gebannt auf das Geschehen vor uns. Nur 15 Meter von uns entfernt zieht eine Elefantenherde durch den Fluss. Die mächtigen Leiber stehen bis zu den Ohren im Wasser, die Rüssel ragen heraus wie Antennen. Gut zehn Tiere sind es, die den Linyanti-Fluss zwischen Botswana und Namibia quasi im Tauchgang durchqueren. Mit einem Prusten steigt zuerst der Bulle am anderen Ufer aus dem Wasser, dann folgen die die Kühe. Zwischen ihren riesigen Leibern sieht man auch einige Jungtiere: Sie verschluckt der Fluss fast ganz. Noch einmal taxiert uns der Bulle mit mürrischen Blicken, als er durch das dichte Schilfgras torkelt. Dann verschwindet die Herde auf verschlungenen Pfaden im grünen Labyrinth der Linyanti-Sümpfe.

Grenzüberschreitungen wie diese von Botswana und Namibia könnte es in Zukunft noch häufiger geben. Im vergangenen Jahr haben die Staatspräsidenten der fünf Länder Namibia, Botswana, Sambia, Simbabwe und Angola im angolanischen Luanda den Vertrag zur Schaffung der Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area, kurz KAZA-Park, unterschrieben. Seitdem ist es offiziell: Rund um das wild- und pflanzenreiche Okavango-Delta ist durch die Zusammenlegung von fast 40 Parks und Wildreservaten eines der größten Schutzgebiete der Erde entstanden. Der KAZA-Park ist in seinen bislang geplanten Ausmaßen fast so groß sein wie Schweden und erstreckt sich über mehr als 440000 Quadtratkilometer. Teil des neuen Mega-Parks sind unter anderem das Okavango-Delta, das Moremi-Wildreservat und der Chobe-Nationalpark in Botswana, der Caprivi-Streifen mit dem Bwabwata-Nationalpark und den Nationalparks Mudumu und Mamili in Namibia, der Sioma Ngwezi-Nationalpark und der Kafue-Nationalpark in Sambia, der Hwange-Nationalpark und der Chizarira-Nationalpark in Simbabwe sowie die Viktoriafälle an der Grenze von Sambia zu Simbabwe.

Die Idee zum Park ist nicht neu, genauer gesagt existiert sie bereits seit 2003. Eigentlich sollte der Park zur Fußball-WM 2010 in Südafrika eröffnet werden. Zahlreiche Probleme verhinderten die Eröffnung jedoch immer wieder. Die Zusammenarbeit demokratischer Länder wie Botswana und Namibia mit autoritären Regimen wie dem in Simbabwe stellt bis heute eines der größten Probleme bei den Verhandlungen dar. Nun, ein Jahr nach der offiziellen Vertragsunterzeichnung, sind die Mitgliedsländer damit beschäftigt, eine gemeinsame Verwaltung aufzubauen und die Grenzformalitäten zu vereinheitlichen. So soll es in Zukunft ein länderübergreifendes Visum für den Besuch des Parks geben, von dem vor allem Touristen profitieren können, denn die teils langwierigen Grenzformalitäten fallen dann weg.

Unterstützt wird das Mammut-Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Kooperation mit der KfW-Entwicklungsbank in Frankfurt. Mehr als 20 Millionen Euro hat die Bundesregierung bereits in das Projekt investiert. »Ziel ist es, die alten Wanderrouten der Tiere wieder herzustellen, die Armut in der Region zu mindern und die Versöhnung der einzelnen Mitgliedsstaaten voranzutreiben«, sagt Christoph Kessler, Abteilungsdirektor für Landwirtschaft und Naturressourcen in der KfW Entwicklungsbank. Durch die weitere Erschließung des Parks sollen künftig auch zahlreiche neue Arbeitsplätze in den strukturschwachen Regionen der angeschlossenen Staaten geschaffen werden. »Das KAZA-Projekt ist ein wichtiger Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung und im Kampf gegen die Armut in der Region, für die Bevölkerung bietet es enorme Beschäftigungs- und Entwicklungschancen«, heißt es dazu aus dem deutschen Entwicklungsministerium.

Doch das ist nicht einfach, denn noch glauben viele Einheimische nicht daran, dass sie wirklich vom Park profitieren. Sie befürchten durch die Schaffung des Parks in erster Linie Nachteile: Umsiedlungsaktionen, Jagdverbote und Ernteschäden durch Elefanten. »Die Menschen werden aber vom Tourismus profitieren, das ist das erklärte Ziel des Parks«, sagt Christoph Kessler. Es ist eine einfache Formel gemäß der KAZA funktionieren soll: Durch den Erhalt von Natur und Tierwelt entsteht Tourismus. Durch Tourismus gibt es einen ökonomischen Nutzen für die lokale Bevölkerung. Kesslers Rechnung ist relativ einfach: »Acht Touristen schaffen einen Arbeitsplatz.« Die Einbindung der Bevölkerung sei ein wesentliches Element dieser konzertierten Förderung des Tourismus in den ländlichen Gebieten, so der Experte.

Eine der größten Herausforderungen ist der Mensch-Tier-Konflikt. An den Ufern des Chobe-Flusses stehen die Elefanten oft Leib an Leib. Im Chobe-Nationalpark in Botswana leben rund 300.000 Elefanten, das sind 28 Prozent der afrikanischen Population. Sie zerstören landwirtschaftliche Nutzflächen und stellen für die lokale Bevölkerung eine Bedrohung dar - das würde in Zukunft auch verstärkt Bauern im Caprivi-Streifen in Namibia, in Angola und Sambia betreffen. Punktuelle Lösungen für diesen Konflikt existieren jedoch. »Zum Beispiel gibt es Versicherungen, die Entschädigungen zahlen sowie bereits eingerichtete Elefanten-Korridore«, sagt Kessler. »Diese Lösungsansätze müssen noch flächendeckend in der gesamten KAZA-Region verbreitet werden.«

Langfristig jedenfalls sollen die Vorteile überwiegen. So steht den Elefanten durch das Abreißen der Zäune ein bisher ungenutztes Rückzugsgebiet im Süden Angolas zur Verfügung. Durch die Schaffung des Parks sollen aber nicht nur neue Wanderkorridore eröffnet werden, es sollen auch aktiv neue Rückzugsgebiete für Tiere wie das bedrohte Spitzmaulnashorn, Geparden und den seltenen Afrikanischen Wildhund geschaffen werden. Noch ist es bis dahin ein weiter Weg. Doch wenn alles wie geplant gelingt, könnten es in Zukunft noch mehr solcher Grenzüberschreitungen wie die der Elefanten in den Linyanti-Sümpfen geben - ohne die Bevölkerung zu stören. Und Touristen könnten noch häufiger Zeugen solch beeindruckender Bilder werden. Die Initiatoren jedenfalls sprechen schon heute vom »bedeutendsten Naturschutzprojekt in Afrika in den vergangenen 100 Jahren«.

Weitere Informationen:

Informationen zum KAZA Park gibt das KAZA TFCA Secretariat, P.O. Box 821, Kasane, Botswana, Tel. 00267/625/1332, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Internet: www.kavangozambezi.org.

Ein Überblick über die 14 grenzüberschreitenden afrikanischen Peace Parks findet sich auf der Webseite der Peace Parks Foundation unter www.peaceparks.org.

(19.06.12, srt, Fabian von Poser)

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