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Surfladen in Cox's Bazar: Wellenreiten entwickelt sich zum Volkssport.

Surfladen in Cox's Bazar: Wellenreiten entwickelt sich zum Volkssport.

Foto: Bernd Kubisch

Reise durch Bangladesch Aus der Hauptstadt ins Surferparadies

Aus Bangladesch kommen in Europa meist nur negative Schlagzeilen an. Doch es gibt auch Traumstrände und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Nur in Busse sollte man nach Möglichkeit nicht steigen.  

Im großen Vorhof der Moschee von Hazrat Shah Jalal schauen die Gläubigen gebannt in einen Teich. Kinder knien am Wasser, wollen ganz nah an den Fischen sein, die als heilig gelten. Der Schrein in Sylhet im Norden von Bangladesch ist eine wichtige Pilgerstätte. »Darf ich ein Foto machen?«, fragt der Familienvater den Gast aus Deutschland und legt ihm gleich sein Baby in den Arm. Die Mutter posiert daneben. Ihr cremefarbener Schleier verhüllt nur einen Teil ihrer dunklen Haare. Andere Familien kommen hinzu: Small Talk, Fotos mit der Handy-Kamera, entspannte Atmosphäre zwischen weißen Mauern und hohen Palmen.

Bangladescher lieben Fotos. Das hat für Ausländer in dem muslimischen Land Vorteile. Der Gast hat freie Bahn, wenn er fragt, auch selbst posiert und plaudert. Wer heimlich den Zoom nutzt, verpasst die Begegnung mit den Menschen: Die sind hilfsbereit, freundlich, neugierig, manchmal aufdringlich, aber nicht bedrohlich.

In der Nähe von Sylhet gedeiht der Tee prächtig. Das Leben der Plantagenarbeiter ist hart: Lange Arbeitszeiten und am Tag umgerechnet höchstens einen Euro als Lohn. Grüne Hügel, Flüsse, Wasserfälle, Obstplantagen locken zu Tagesausflügen. Weiter entfernt in den Wäldern rollen einige Arbeitselefanten Stämme und stapeln große Baumteile.

Die Hauptstadt Dhaka ist ein Moloch: Hochhäuser, Banken, Parks, Elendsviertel, Museen und Moscheen. 12 bis 14 Millionen Menschen leben hier. Unzählige Fahrrad-Rikschas verstopfen die vielen engen Straßen von Alt-Dhaka. Der Fahrer radelt bis zu vier Personen durch Lärm und Abgase, gestikuliert, lacht, schimpft und klingelt. Mit Hänger wird sein Rikscha zum Lieferwagen. Maler schmücken Sitze und Rückseite mit Tigern, Blüten, Pop- und Filmstars. Für den staunenden Touristen ist das eine rollende Kunstausstellung in schrillen Farben.

Doch Vorsicht ist geboten. Das Auswärtige Amt rät davon ab, nach Einbruch der Dunkelheit mit Fahrrad- und Motor-Rikschas oder zu Fuß unterwegs zu sein. Die Kriminalität steigt auch in von Ausländern bewohnten Stadtteilen. Zwischen Ahsan Manzil, dem «Rosa Palast», und dem Buriganga Fluss ist das organisierte Chaos aus Booten, Trägern, Kisten, Rikschas und Lieferwagen für Ausländer ein faszinierendes Erlebnis. Dhaka war nach der Aufteilung Indiens 1947 die Hauptstadt von Ost-Pakistan. Der Krieg mit West-Pakistan brachte 1971 die Unabhängigkeit für Bangladesch, das Land der Bengalen.

Wer das Busabenteuer wagt, sollte kurze Strecken wählen. Bei der Unfallquote sind die waghalsigen Buslenker weltweit ganz vorn. Es gibt wenig freie Strecken. Bangladesch ist so groß wie Süddeutschland, hat aber 160 Millionen Einwohner - und damit eines der dichtesten besiedelten Länder der Welt.

Für Einheimische ist Cox's Bazar im Südostzipfel unweit von Myanmar das Traumziel. »Im Winter ist es so voll, dass Strandliegen auch nachts zu mieten sind und viele Urlauber im Bus schlafen«, sagt Samuel Hillary Gomes, Manager bei Mermaid Eco Tourism. Er hat in London studiert und bedauert: »Leider sind die Schlagzeilen über Bangladesch in Europa negativ - Fährunglücke, Unwetterkatastrophen, Armut.« Über Alltag und Ausflugsziele werde kaum berichtet.

Einige Surfer aus den USA und Australien haben die Brandung hier am Golf von Bengalen vor knapp 20 Jahren entdeckt. »Ich bekam 1995 ein Surfboard und wusste erst nicht, was ich damit anfangen soll«, erzählt Jafar Alam. Der muskulöse Mann mit dunkler Haut ist Chef der ersten Surfschule in Cox's Bazar und veranstaltet im Herbst internationale Wettbewerbe. »Uns fehlen Sponsoren«, sagt er. Nehmen ausnahmsweise Frauen teil, stehen sie mit Shirt und langen Hosen auf dem Brett.

Der graue, flache Sandstrand scheint endlos, ist etwa 120 Kilometer lang und selbst bei Flut bis zu 250 Meter breit. Drei Frauen in farbigen, lange Gewändern, das lange schwarze Haar offen, sitzen mit zwei Kindern in einem orangefarbenen, breiten Liegstuhl. Sie schauen auf die Mutigen, die mit voller Kleidung ins Wasser waten, zumindest bis zum Knie. Am Horizont schaukeln Fischerboote.

Über 20 Hotels, unzählige Restaurants und Teestuben werben um Gäste. Drei oder vier Hotelbars verkaufen Bier und Whisky, alles importiert, bis auf das neue einheimische Bier. »Mein Land macht Bier? Das glaube ich nicht«, sagt Reiseführer Anamul Hoque. Mit einem Ausländer betritt der strenggläubige junge Mann neugierig eine Bar, bleibt stark und bestellt als der einzige Muslim im Raum eine Limo.

Reiseinfos

Bangladesch

Anreise: Es gibt keine Direktflüge aus Deutschland. Visa on arrival gibt es nur am Flughafen von Dhaka. Bei der Einreise von Indien über Land muss das Visum bei der Botschaft in Berlin beantragt werden.

Reisezeit: Eine gute Reisezeit ist von Anfang Dezember bis Mitte April. Von Mitte Juni bis Mitte Oktober drohen schwere Regenfälle mit Überschwemmungen. Von Mitte April bis Mitte Mai sowie Oktober bis November sind Wirbelstürme möglich.

Gesundheit: Impfungen sind nicht vorgeschrieben, vorsorglich den Arzt um Rat fragen, eine Krankenversicherung fürs Ausland ist wichtig.

Währung: Ein Euro entspricht rund 100 Taka. Die Preise haben für ausländische Touristen etwa das günstige Niveau von Thailand.

Informationen: Botschaft Bangladesch, Dovestraße 1, 10587 Berlin, (Tel.: 030/398 97 50, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).


(14.09.2012, dpa)

 

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