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Michael Lutzeyer steht vor Kunstillustrationen seltener, gefährdeter oder endemischer Pflanzenarten, die er in einer Kunstgalerie auf seinem privaten Naturreservat Grootbos ausstellt.

Michael Lutzeyer steht vor Kunstillustrationen seltener, gefährdeter oder endemischer Pflanzenarten, die er in einer Kunstgalerie auf seinem privaten Naturreservat Grootbos ausstellt. Foto: Kristin Palitza/dpa

Florilegium im Fynbos eröffnet Afrika bekommt erste botanische Kunstgalerie

Michael Lutzeyer will Südafrikas bedrohte Flora retten. Da die Fynbos-Vegetation aus Sicht vieler Menschen als nicht besonders attraktiv gilt, kam ihm eine Idee: es König Charles gleichzutun und ein Florilegium zu schaffen.

Wer Urlaub in Südafrika plant, denkt wohl an Löwen und Elefanten, menschenleere Strände und guten Wein. Dass die Gegend um die Touristenmetropole Kapstadt auch zu den weltweit außergewöhnlichsten Pflanzenregionen gehört, weiß kaum jemand.

Der deutsche Unternehmer Michael Lutzeyer will das nun ändern. Lutzeyer hat das erste sogenannte Florilegium Afrikas geschaffen. In einer Kunstgalerie auf seinem privaten Naturreservat Grootbos stellt er 124 botanische Kunstillustrationen seltener, gefährdeter oder endemischer Pflanzenarten aus. Dafür hat Lutzeyer 44 renommierte Künstler aus aller Welt eingeflogen - aus Japan, Südkorea, Italien, den Niederlanden, Brasilien und England sowie zwei Deutsche, Verena Redmann und Andreas Hentrich.

Die Liebe zur Natur

Jeder Maler hat vor Ort eine oder mehrere Pflanzen ausgewählt und detailliert abgebildet. Zu jeder wissenschaftlich genauen Illustration gehört eine zweite, die die Bestäuber der jeweiligen Pflanze zeigt. «Das Florilegium hebt nicht nur die einzigartige Vielfalt der Cape-Flora hervor, sondern lenkt die Aufmerksamkeit auf das empfindliche Gleichgewicht und die komplexe Beziehung zwischen der Umwelt, den Pflanzen und ihren Bestäubern», erklärt Lutzeyer.

Es gibt nur etwa ein Dutzend Florilegien - also Anthologien oder Sammlungen botanischer Illustrationen - weltweit: viele davon in Großbritannien, mit König Charles III. als großem Liebhaber und Unterstützer. Berühmt ist vor allem das von Charles veranlasste Highgrove-Florilegium, das die Pflanzen im Garten seiner privaten Residenz in Gloucestershire dokumentiert. Vor vier Jahren beauftragte der heutige König außerdem Dutzende botanische Wassermalereien, um die Flora im rumänischen Transsylvanien aufzuzeichnen, in das sich Charles auf einer Reise vor etwa 20 Jahren verliebte.

Charles und Lutzeyer verbindet die Liebe zur Natur. Doch da hören die Gemeinsamkeiten wahrscheinlich schon auf. Charles gilt als introvertiert. Lutzeyer ist ein charmanter Macher voller Lebensfreude und einer Begeisterung, die andere leicht mitreißt - ein Träumer mit dem Kopf in den Wolken, doch gleichzeitig erfolgreicher Unternehmergeist, fest verankert im Kommerz.

«Wie kann ich Fynbos sexy machen?»

Genau so jemanden braucht es, um für den Fynbos Werbung zu machen. Denn die Pflanzenart, die in der Landessprache Afrikaans «feiner Busch» bedeutet, ist nicht unbedingt die attraktivste, zumindest auf den ersten Blick. Es handelt sich vor allem um Hartlaubgewächse mit oft kleinen ledrigen Blättern. Mehr als 1700 der etwa 8500 Fynbos-Arten sind nach Angaben des Südafrikanischen Biodiversität-Instituts SANBI vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet.

Darauf will Lutzeyer aufmerksam machen. «Wie kann ich Fynbos sexy machen?», hat sich der leger in T-Shirt und Shorts gekleidete 70-Jährige gefragt. Seine Idee: eine Kunstgalerie mit Aquarellen auf Weltniveau, kombiniert mit einem Buch der gesammelten Kunstdrucke.

Schon seit 25 Jahren schützt Lutzeyer, der einst als Vertreter für das Kosmetikunternehmen Wella und später die Klebemaschinenfirma Meltex arbeitete, den Fynbos. Das Naturreservat Grootbos entdeckte er per Zufall auf einem Campingtrip. Mitten im Nirgendwo, zwischen den malerischen Örtchen Gansbaai und Stanford, sah er am Straßenrand ein «Zu verkaufen»-Schild für ein mit Fynbos überwachsenes, unbebautes 3500 Hektar großes Naturreservat. Lutzeyer stieg auf die Bremse und wusste: Das ist es.

Ein Biodiversitäts-Hotspot

Vom oberen Ende des Grundstücks kann man bis zum Atlantischen Ozean sehen. Kurz davor ziehen sich leuchtend beige Sanddünen am Wasser entlang. Bei gutem Wetter reicht der Blick viele Kilometer bis zum Kap der Guten Hoffnung. Mit seinem Bruder Tertius und Vater Heiner kaufte er die Farm. Lutzeyer hatte sich in den Ausblick verliebt, sein Vater in die Geranien.

Zunächst ging es Lutzeyer gar nicht um den Naturschutz - er wollte in den nachhaltigen Tourismus einsteigen und baute fünf kleine Bungalows mit Selbstverpflegung. Vater Heiner wurde zum Laienbotaniker und begann, den Fynbos zu dokumentieren. Innerhalb der nächsten Dekaden erfasste er mit Hilfe zweier Experten 935 Pflanzenarten auf Grootbos, das inmitten des «Cape Floristic Kingdom» liegt, einer der Gegenden mit der höchsten Pflanzenvielfalt weltweit.

Was es so besonders macht: Mehr als zwei Drittel der mehr als 9000 Pflanzenarten des nur 90.000 Quadratkilometer großen Blumenkönigreichs existieren nur dort und nirgendwo anders auf der Welt. Die Region ist eines der 36 Biodiversitäts-Hotspots der Welt - Gebiete, deren Vegetation als unersetzlich gilt.

Gäste aus aller Welt

Unter den von Vater Heiner dokumentierten Pflanzen befanden sich sieben zuvor unentdeckte Arten. Zwei davon - Capnophyllum lutzeyeri und Lachenalia lutzeyeri - wurden nach ihm benannt.

Den Traum mit dem nachhaltigen Tourismus hat sich Lutzeyer übrigens auch erfüllt: Aus den fünf klapprigen Chalets ist mittlerweile ein Luxusresort geworden, das regelmäßig mit Preisen für verantwortungsvollen Tourismus ausgezeichnet wird.

Das zieht Gäste aus aller Welt an, einschließlich Promis: Seit 2014 wird auf Grootbos jedes Jahr (mit einer coronabedingten Pause 2021) die von Vox ausgestrahlte Fernsehsendung «Sing meinen Song - das Tauschkonzert» gedreht.

Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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