Portugal Blattgold und «WOW»-Effekt: Porto in acht Highlights
Bei Porto denkt man gleich an Portwein. Doch Portugals zweitgrößte Stadt bietet weit mehr als süffige Tropfen, die in Fässerlagern reifen.
Seit der Jahrtausendwende hat sich der vormals düstere Industriemoloch zu einem attraktiven touristischen Ziel entwickelt. «Den radikalen Wandel habe ich selber miterlebt», sagt Gästeführer João Duarte Vieira: «Porto ist eine strahlendere Stadt geworden.» Wir stellen acht Glanzlichter vor.
1. Bootsfahrt auf dem Douro
Leinen los. Eine 50-minütige Bootstour ist - wie der Besuch einer Portweinkellerei - ein Klassiker in Porto. Da nimmt man der Altstadt, die sich wie buntes Lego aufbaut, die Parade ab. Da schippert man unter Brücken hindurch. Pflanzenteppiche treiben stromabwärts. Möwen kreischen.
Später, wenn das Boot weit vor der Atlantikmündung wendet, flattern Kormorane übers Wasser. Am Ufer rumpelt eine Tram voran. Mancherorts bröckeln Hausfassaden und Vorzeige-Ansichten. Beim urbanen Großreinemachen gibt es noch viel zu tun.
2. Das Korkmuseum
Der avantgardistische Kulturdistrikt World of Wine, kurz WOW, widmet einem Spitzenprodukt Portugals ein eigenes Museum: Kork. Das Erzeugnis, das alle neun Jahre in Handarbeit von Korkeichen abgeschält wird, findet nicht nur für Verschlüssen von Sekt- und Weinflaschen Verwendung.
Im Museum «Planet Cork» wird Besuchern die vielfältige Nutzung vor Augen geführt: ob als Dämmmaterial, bei Sportgeräten oder modischen Korkledertaschen.
3. Buchladen mit Besucherschlange
Das Buch ist tot? Nein, das Buch lebt in der «Livraria Lello», einem der schönsten Buchläden der Welt. Das finden wohl viele, und so bilden sich vor dem Eingang oft Schlangen. Der Eintrittspreis von acht Euro schreckt nicht ab. «Er kann beim Kauf eines Buches verrechnet werden», sagt die Angestellte Ana Teixeira.
Bis heute bestimmt die Eleganz vom Beginn des 20. Jahrhunderts das Interieur. Herzstück ist die geschwungene Treppe mit ihren floralen Reliefs. Hängelaternen und Geländer kennzeichnen die Empore. Teixeira erklärt eine geniale Täuschung: «Die meisten Leute denken, dass alles aus Holz gemacht ist. Dabei ist es bemalter Gips, der Holz imitiert.»
4. Kirchturm für das 360-Grad-Panorama
Unweit der historischen Bücheradresse markiert der Torre dos Clérigos buchstäblich den nächsten Höhepunkt. 75 Meter steigt der Barockturm, ein Wahrzeichen Portos, auf und gleicht einem Wächter über der Stadt.
Früher wurde aus luftiger Höhe die Ankunft von Handelsschiffen angekündigt. Heute bieten sich nach dem Aufstieg herrliche Rundumblicke.
5. Kunstmuseum Serralves
Portugals Stararchitekt Álvaro Siza Vieira trieb im Museum Serralves seine Wechselspiele aus langen Gängen, Sälen, Fenstern ins Grün, Symmetrien und Asymmetrien auf die Spitze: als Rahmen für temporäre Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst.
Die weitläufigen Gärten sind dauerhaft mit Skulpturen bestückt, darunter von Richard Serra und Claes Oldenburg. Damit nicht genug. Das Art déco-Haus im Park beherbergt eine fantastische Werkschau des Spaniers Joan Miró.
6. «Blattgoldkirche» Igreja de São Francisco
Nichts war zu teuer und aufwendig, um die gotische Igreja de São Francisco, die Kirche des Franziskanerordens, Jahrhunderte später im Barockstil umzugestalten. Die Holzschnitzereien bekamen Überzüge aus 500 Kilogramm Blattgold. Die schnörkelreiche Pracht erschlägt.
Stadtführer Vieira öffnet die Augen für die Herkunft der Schätze und deren Ausbeutung: «Die kamen nicht aus Portugal, sondern aus der damaligen Kolonie Brasilien.» Ebenso zeigt der Guide einen frappanten Widerspruch auf: «Die Franziskaner waren arm. Geld hatte für sie keinen Wert.» Da dürften die Gedanken hineingespielt haben, sich mit großzügigen materiellen Zuwendungen einen Logenplatz im Himmelreich zu sichern.
7. Kachelkunst im Bahnhof
Schmuckkacheln, Azulejos genannt, sind Portugals stille Wahrzeichen. Sie zieren Paläste, Klöster, Innenhöfe, Brunnen, Treppen und Häuser: sei es mit geometrischen Motiven, Pflanzen oder Figuren.
In der Vorhalle von Portos Bahnhof São Bento erreicht die Kachelkunst ungewöhnliche Dimensionen: monumental und fast bis zur Decke. Historische und volkstümliche Szenen blättern sich wie Bilderbücher auf. Eine kostenlose Station nicht nur für Zugreisende.
8. Schwebeflug per Stadtseilbahn
Kurz, aber intensiv ist der Schwebeflug mit der Seilbahn, die auf der Uferseite von Vila Nova de Gaia verkehrt. Da hat man Porto aus neuer Perspektive im Blick: den glitzernden Douro, die Ziegeldächer, den Dom, die heiligen Hallen des Portweins. Entspannender kann Sightseeing in Breitwandformat nicht sein.