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Was mal Weiß war, ist nun Weinrot - auch eine Art, sein T-Shirt zu färben.

Was mal Weiß war, ist nun Weinrot - auch eine Art, sein T-Shirt zu färben. Foto: Abel Alonso/epa/EFE/dpa-tmn

Weinschlacht und «Glutproben» Diese spanischen Fiestas sollten Sie erlebt haben

Verrückter als die Stierhatz geht es nicht? Ist Lebensmüdigkeit der Maßstab, mag das so sein. Wer im Spanienurlaub aber wilde, bunte Feste ohne Verletzungsrisiko sucht, findet hier fünf heiße Tipps.

Die Stierhatz durch Pamplona ist legendär, die Bilder davon gehen jedes Jahr um die Welt. Beim Fest San Fermín preschen allmorgendlich sechs Kampfstiere durch die Gassen der nordspanischen Stadt und nehmen Wagemutige auf die Hörner, die nicht schnell genug vor den Kolossen davon sprinten.

Die Gesetze der Logik scheinen außer Kraft gesetzt, wenn Pamplona vom 6. bis 14. Juli im Feiermodus vibriert. Tradition ist eben Tradition, würden sie dort vermutlich sagen. Es wird gekippt bis zum Umkippen und abgefeiert, bis das Rote Kreuz kommt.

Aber nicht nur in Pamplona geht es verrückt zu. Spanierinnen und Spanier scheinen generell ein Faible für wilde, bunte und skurrile Fiestas zu haben. Wir haben fünf ausgewählt, bei denen jeder und jede dabei sein kann. Nur: Die Messlatte von dem, was man sonst «normal» nennt, sollte man bei manchen Festen im Vorfeld etwas absenken.

1. Stelzentanz in Anguiano

Die Männer tragen Röcke, aber keine Helme. Es sind acht Tanzteufelskerle, die keine Furcht zu kennen scheinen, wenn sie auf Buchenholzstelzen eine Kirchentreppe und eine Kopfsteinpflastergasse durch ein Spalier aus Zuschauern hinab wirbeln. Sie kreiseln um die eigene Achse und klappern beidhändig mit Kastagnetten, melodisch befeuert durch eine Kapelle.

Die Rede ist von den Stelzentänzern von Anguiano, einem Dorf in der Rioja. Dokumentiert ist der Stelzentanz (span.: Danza de los Zancos) seit dem 17. Jahrhundert, angelehnt an ein archaisches Schäferritual. Einzige Regel: «Nur nicht auf den Boden schauen», sagt Javier, einer der Männer. «Sobald man auf den Boden schaut, liegt man unten.» Sie haben mehrere Auftritte beim Patronatsfest um den 22. Juli herum.

2. Die Tomatenschlacht

Keine Frage, es ist eine gigantische, an sich unzeitgemäße Verschwendung von Nahrungsmitteln. Zehntausende Kilo Tomaten werden für die Tomatenschlacht «Tomatina» verpulvert, die stets am letzten Mittwoch im August im Städtchen Buñol im Hinterland Valencias steigt. Der Ursprung des Festes reicht bis 1945 zurück, als bei einem Umzug ein Disput ausbrach und sich Leute mit Tomaten bewarfen.

Die «Tomatina» ist Spaniens einziges Megavolksfest mit Eintrittsgebühr. Das Standardticket kostet 15 Euro, das Paket mit Erinnerungsshirt und Teilnahme an der After-Party 40 Euro. Infos und Tickets: www.tomatina.es

3. Historisches als Anlass für bunten Spaß

Wer glaubt, auf den verschiedenen Volksfesten «Mauren und Christen» (span.: Moros y Cristianos) würden die historischen Konflikte aus dem Mittelalter authentisch nachgezeichnet werden, liegt falsch. Die Historie liefert nur den Vorwand für farbsatte Umzüge.

So wie um den Georgstag (immer am 23. April) in Alcoy unweit von Alicante und der Costa Blanca. Der heilige Georg verhalf hier 1276 den Christen zu einem Sieg über die Muslime. Es geht aber nicht um Gewinner und Verlierer, sondern um Spaß, Kostüm- und Straßenshows.

Höhepunkt des dreitägigen Festmarathons in Alcoy ist der «Tag der Einmärsche» (span.: Día de las Entradas) mit über 11 000 Teilnehmern. Die Parade dauert sieben bis acht Stunden. Verkleidete «Mauren» in Pluderhosen und Schnabelschuhen sind ebenso dabei wie Reiter, Dromedare und Dutzende Blaskapellen. Da bebt der Boden.

Über die Festvereinigung lassen sich an der Strecke Sitzplätze reservieren. Infos: beim lokalen Tourismusbüro (www.alcoyturismo.com) und der Festvereinigung Associació de Sant Jordi (www.asjordi.org)

4. Barfuß durch die Glut

Barfuß über einen meterlangen Teppich aus Glut? Was nach alter Martermethode klingt, hält sich in der Johannisnacht im Dorf San Pedro Manrique in der Provinz Soria im Norden Spaniens lebendig - als freiwilliger Akt, der den Dörflern vorbehalten bleibt.

So fällt Familienvater Enrique als Grund für sein Vorhaben nur lapidar ein: «Weil ich aus San Pedro Manrique stamme.» Er ist damit aufgewachsen, so wie die anderen 650 Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes. Manchmal steckt auch ein Gelübde dahinter.

Der Ort der «Glutprobe» ist ein Freiluftareal mit 3000 Besucherplätzen. Wer Stunden vor der mitternächtlichen Showtime verfolgt, wie der Feuerstapel langsam zur Glut schmilzt, weiß: Es sind keine Tricks dabei, wenn der «Gang durch das Feuer» (span.: Paso del Fuego) in der Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni beginnt.

Einzeln stapfen Enrique und andere hindurch, manche mit einer zweiten Person auf dem Rücken. Die Schritte müssen fest und gleichmäßig sein. Nur die Dorfbewohner verbrennen sich bei diesem Ritual nicht die Füße, so sagt man hier.

5. Die Weinschlacht

Taucherbrille mitbringen und weiße Kleidung tragen, damit man die Spuren umso kontrastreicher sieht! So lauten die Gebote für jene, die sich immer am 29. Juni im Rioja-Städtchen Haro - im Herzen der berühmten Weinbauregion - in die Schlacht des Weins (span.: Batalla del Vino) stürzen. Es ist der Höhepunkt des jährlichen Weinfestivals.

Die Munition in Form von Rotwein muss man selber mitbringen, um andere damit zu durchtränken. Das geht besonders gut mithilfe von ledernen Weinbeuteln, Kübeln oder umfunktionierten Wasserpistolen. Die Spielregeln sind einfach: jeder gegen jeden bis zum letzten Tropfen. Zurück bleiben kleine, rötliche Seen auf dem Boden.

Die Tradition, sich aus Spaß gegenseitig mit Wein zu bespritzen, kam Ende des 19. Jahrhunderts bei einer Wallfahrt auf. Infos: www.batalladelvino.com

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