Einsatz in den Bergen Flugrettung: Die Helfer im Helikopter
Bei Unfällen und Notsituationen in den Bergen sind Rettungshubschrauber und ihre Crews oft die letzte Hoffnung. Sie gelangen aus der Luft auch in schwieriges Gelände und bergen Verletzte oder Verirrte.
«Das ist ein wahnsinnig komplexer Rettungsauftrag», sagt der Journalist und Autor Robert Sperl, der ein Buch über die fliegenden Helferinnen und Helfer geschrieben hat («Die alpine Flugrettung»).
Diese seien derartig gut und professionell, dass man sich fast wünscht, einmal von ihnen gerettet zu werden, so Sperl. Doch natürlich soll es lieber nicht so weit kommen.
Punkt zwei ist die mangelnde Routine: Wer in die Berge geht, muss üben und sich langsam herantasten. Das ist nicht anders als bei jedem Sport. Der alpine Raum wird aber immer mehr zur Spielwiese. Menschen üben auf Plastik in einer Kletterhalle in der Stadt - dann kommen sie in den Fels und denken, es geht so weiter wie unterm Dach.
Dazu kommt Punkt drei: die Selbstüberschätzung, also der Drang, immer gleich eine besonders herausfordernde Route zu wählen. Das trifft nicht nur Jüngere, sondern gerade auch die Älteren mit Bergerfahrung. Sie glauben, die über Jahrzehnte angesammelte Erfahrung schützt sie, und so rechnen sie teils gar nicht mehr mit Gefahren. Erfahrung heißt aber auch, mit dem Unerwarteten zu rechnen.
Die Klientel der Retter ist speziell. Die gehen cool ran und lassen sich nicht von Emotionen leiten. Auch nicht, wenn ein Mountainbiker ohne Helm und Schutzausrüstung in kurzer Hose und mit Turnschuhen schreiend im Bachbett liegt.
Die Crews gehen auch deshalb so offen und neutral an jede Rettung heran, weil sie in solchen Ausnahmesituationen immer auch viel dazulernen können - mit Wut im Bauch geht das nicht.
Schwirrt der Hubschrauber heran, streckt man die Arme senkrecht hoch, die Handflächen nach innen. Wichtig ist, ruhig stehen zu bleiben. Der Helikopterpilot orientiert sich an einem fixen Punkt. Bewegt man sich aus Angst weg, macht es die Landung schwierig bis unmöglich. Während der Einweisung Augenkontakt mit dem Piloten halten. Man braucht keine Angst haben vor dem Heli - der Pilot weiß, was er tut.
Robert Sperl: «Die alpine Flugrettung. Leben retten am Berg - damals und heute». Bergwelten Verlag, 216 Seiten, 28 Euro, ISBN: 978-3711200365. Erscheint am 30. Juni 2022.