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Blick auf einen Teil des Sedlitzer Sees aus einem Flugzeug - vorn im Bild der Aussichtsturm «Rostiger Nagel».

Blick auf einen Teil des Sedlitzer Sees aus einem Flugzeug - vorn im Bild der Aussichtsturm «Rostiger Nagel». Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

Urlaub in Ostdeutschland Lausitzer Seenland: Vom Kohlerevier zum Badeparadies

Zwischen Brandenburg und Sachsen erstreckt sich eine Vielzahl von Seen, die einst Tagebaugruben waren. Vor 50 Jahren begann hier der Tourismus - und ist heute die große Hoffnung der Region.

Schaut man an manchen Tagen, nachdem das Kalkschiff hier unterwegs war, auf den Sedlitzer See herab, soll das Wasser blau wie in der Karibik wirken, sagen sie hier.

An diesem Sommertag aber braucht es dafür viel Fantasie. Der Himmel ist bedeckt, das Wasser graublau, die Sonne hat es schwer. Der See versprüht mehr ostdeutsche Abgeschiedenheit als karibisches Strandgefühl. Baden dürfte man darin ohnehin noch nicht.

Wie so viele andere Seen im Lausitzer Seenland an der Grenze von Brandenburg und Sachsen ist der Sedlitzer See ein Tagebau gewesen und wird nun geflutet. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Eine der sichtbaren Spuren der Gruben-Vergangenheit ist die braunrote Trübung im Wasser und auf den grauen Steinen am Uferrand durch Eisenocker.

Von der Aussichtsplattform am Ufer, 30 Meter hoch und im Nirgendwo am Ende einer kleinen Waldstraße am Verbindungskanal zum Geierswalder See erbaut, ist die braunrote Spur gut zu sehen. Auch der Aussichtsturm aus Stahl sieht aus wie korrodiert und trägt den passenden Namen: Rostiger Nagel.

Das Wasser im Sedlitzer See ist noch ziemlich sauer, ebenfalls eine Folge des intensiven Bergbaus. Der noch niedrige pH-Wert ist schlecht für Pflanzen und Fische und auch fürs Baden bedenklich. Deshalb fährt hier das Kalkschiff, um das Gewässer zu neutralisieren.

2025 soll die Flutung des Sedlitzer Sees voraussichtlich abgeschlossen sein. Er wird dann der größte künstliche See im Seenland sein. Einen Badestrand gibt es schon, auch wenn man nicht ins Wasser darf. Aber immerhin: Sonnenbaden geht bereits.

Blaupause für die Region

Wie es hier mal aussehen könnte, zeigt sich nur wenige Kilometer weiter südwestlich am Senftenberger See. Er ist eine Blaupause für die Umwandlung von einem Bergbau- in ein Erholungsgebiet und der Ausgangspunkt der Vision für die Lausitzer Seenplatte.

1967 wurde mit der Flutung des damaligen Tagebaus Niemtsch begonnen, seit 1973 ist der so entstandene See für den Tourismus freigegeben. Das ist in diesem Jahr 50 Jahre her und wird groß gefeiert.

Der Senftenberger See bietet alles, was Urlaubende ans Wasser lockt: Sandstrand, einen großen Ferienpark mit Campingplatz und mehr als 200 Ferienhäusern, Aktivitäten im Umkreis. Das Wasser hat eine sehr gute Badequalität, sagen sie hier und verweisen nicht ohne Stolz auf das Siegel «Blaue Flagge», was das seit vielen Jahren am Strand von Grosskoschen, auf der Südseite des Sees, bescheinigt.

Die Stadt Senftenberg am Nordufer hat neben Hotels am See eine moderne Marina, gerade zehn Jahre alt. Auch sie feiert 2023 Jubiläum.

Aktive bringen in den Urlaub rund um den Senftenberger See ihre Fahrräder mit. 1900 Kilometer Radwege schlängeln sich durch die ganze Region, alle asphaltiert, wie der Tourismusverband betont. Eine Seenland-Route führt auf rund 200 Kilometern zu 16 Seen.

Rumsen und Rütteln in der einstigen Brikettfabrik

Auch weg vom Wasser kann man sich auf die Spuren des Bergbaus begeben. Eindrucksvoll ist etwa ein Besuch in der Energiefabrik Knappenrode bei Hoyerswerda. Der Ziegelstein-Koloss war einst eine Brikettfabrik. Die alten Anlagen kann man sich auf einen Rundgang ansehen und anhören - dreimal am Tag sorgen Lautsprecher hier für die Geräuschkulisse, die geherrscht hat, als noch Kohle über mehrere Etagen gesiebt, getrocknet und schließlich gepresst wurde.

Das Rumsen und Rütteln vom Band entspricht nicht einmal der Originallautstärke. «Das dürfen wir nicht», sagt Museumsleiterin Maria Schöne. Doch auch die gedämpfte Variante ist ordentlich laut. Und bei Führungen werden Maschinen wie der Tellertrockner auch mal angeworfen - teilweise sind sie noch funktionsfähig.

120 Brikettfabriken gab es in der Lausitz, eine beeindruckende Anzahl. Nach dem Ausbau des Eisenbahnnetzes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schossen sie aus dem Boden und verarbeiten das, was aus den Braunkohlegruben der Umgebung angeliefert wurde - allein in Knappenrode wurden zu Hochzeiten 1500 Tonnen Briketts pro Schicht produziert, Anfang der 1990er Jahre war Schluss.

Heute ist in der Region noch eine Brikettfabrik in Betrieb. Und auch die Tagebauten verschwinden. 1980 gab es hier noch 19 von ihnen, mit der Wende nahm der Rückgang noch mehr Fahrt auf. Vier Abbaugebiete sind übrig geblieben und auch sie stehen nach dem beschlossenen Kohleausstieg mittelfristig vor dem Aus.

Das heißt: Es werden noch mehr Seen in der Region dazukommen. Im gesamten Seenland gibt es aktuell 20, die zum Baden freigegeben sind - der Großteil davon sind geflutete Tagebaurestlöcher.

Mehr Urlauber aus dem Süden

Der Bergbau, er stirbt langsam, doch dafür entsteht Neues. Der Tourismus als Wirtschaftszweig in der Region wird immer wichtiger - und er soll weiter wachsen.

«Badewanne der Sachsen» wird der Senftenberger See genannt - und tatsächlich kommt von dort weiterhin ein Großteil der Gäste, es liegt für sie ja um die Ecke. Auch sonst sind es vor allem Urlauber aus dem Osten, die man hier begrüßt. Doch zugleich ist ein Wandel zu spüren. Vor allem aus dem Süden - Baden-Württemberg und Bayern - reisten vermehrt Touristen an, heißt es.

Man hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Perspektivisch sollen sich die jährlichen Übernachtungszahlen fast verdoppeln.

«Der Spreewald ist natürlich noch bekannter», sagt die Vertreterin des regionalen Tourismusbüros mit Blick auf Ferienregion-Konkurrenz etwas weiter nördlich. Aber das Lausitzer Seenland, sagt sie, das sei auch immer mehr Leuten ein Begriff.

Lausitzer Seenland und Senftenberg

Anreise: Das Lausitzer Seenland liegt an der Autobahn A13 zwischen Dresden und Berlin, in der Grenzregion von Sachsen und Brandenburg. Nach Senftenberg fahren Regionalzüge.

Jubiläum: Am 1. Juni 1973 wurde der erste Strandabschnitt des Senftenberger Sees eröffnet. Über das ganze Jahr verteilt gibt es zu diesem Jubiläum Veranstaltungen, das zentrale Festwochenende steigt vom 2. bis 4. Juni. Infos: www.senftenberger-see.de/de/50jahre.html

Informationen: Tourismusverband Lausitzer Seenland, Am Stadthafen 2,
01968 Senftenberg (Tel.: 03573/7253000; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Web: www.lausitzerseenland.de)

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