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René Häntsch, Festungsgärtner auf dem Königstein, kümmert sich um die Gartenpflege am Zentrum der Festung.

René Häntsch, Festungsgärtner auf dem Königstein, kümmert sich um die Gartenpflege am Zentrum der Festung. Foto: Robert Michael/dpa

Berühmte Festung in Sachsen Naturparadies Königstein: Gärtnern mit prominenter Aussicht

Schon seit Jahrhunderten hat der Königstein in der Sächsischen Schweiz auch eine «grüne Seite». Ob zum Schutz, zur Freude oder zur Versorgung, das Gärtnern und Forsten hat hier eine lange Tradition.

Stachelige Berberitze und Wildrosen als natürliches Hindernis am Abgrund, Heilkräuter im Klostergarten und ein zu jeder Jahreszeit blühender Park zum Lustwandeln - die Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz ist auch ein Naturparadies.

Zwischen Kanonen, Kasernen und Kasematten wird begrünt, gepflanzt, angebaut, geerntet - seit Jahrhunderten. Auf einem 9,5 Hektar großen Felsplateau «gibt es wenige Flecken, die nicht von uns bearbeitet werden», sagt René Häntsch, der Festungsgärtner.

Er und sein Team halten das Areal, zu dem auch ein Wald gehört, in Schuss, vom Rasenmähen in der Früh bis zum Rosenschnitt zum Feierabend. Dabei entschädigt meist auch die Aussicht die fünfköpfige Truppe für die Mühe - auf 230 Meter Höhe über dem Meeresspiegel in die zerklüftete Felswelt des Elbsandsteingebirges.

Eines der beliebtesten Ausflugsziele Sachsens

Häntsch war erstmals als Schulkind auf dem «lapide regis», einem der beliebtesten Ausflugsziele Sachsens. Nun lebt er dort seine Garten-Leidenschaft aus, bis zur Pflege des Festungswaldes. Auch dort ist der Klimawandel spürbar.

«Viele alte Buchen sterben ab, wir forsten seit 2022 nach und nach Mischwald auf.» Zudem seien herunterhängende Äste und Büsche zu beschneiden, um die Wege frei zu halten. Ein Teil der Bäume werde auch liegengelassen, auch als Anschauung für Kinder, was die Natur damit macht. «Aber am Ende muss es doch immer ordentlich aussehen.»

Und sollte es unmittelbar auf oder an der Festung brennen, sind die Gärtner auch Feuerwehrleute - wie alle männlichen Beschäftigten. «Die Mischung ist es, die das hier oben ausmacht», sagt Häntsch. Von groben Arbeiten wie mähen bis zur Floristik, «welcher Gärtner hat das schon; und wir sind hier ja auch so etwas wie Mädchen für alles, bei Veranstaltungen, Hochzeiten und Feiern oder dem jährlichen Weihnachtsmarkt.

Stachelpflanzen sollen Gefahrenstellen abriegeln

Und gerade haben sie einen Festungsspielplatz gebaut. «Es wird nicht langweilig», auch wenn es historische Vorgaben gibt. Etwa muss es Pflanzen geben wie die, die einst die Kanonen und Festungsanlagen tarnten. So sollen Gewächse mit spitzen Stacheln Besucher abhalten, die historischen Wälle zu erkunden oder dort zu spielen. «Denn gleich dahinter geht es metertief nach unten.»

Überall zwischen den Gebäuden blüht und summt es, auf der Wiese sitzen dicke Hummeln, im Schmetterlingsgarten sind die Knospen der Pfingstrosen dick gefüllt, hinter dem sanierten Schatzhaus wachsen Bohnen, Erbsen, Möhren, Kartoffeln oder Mangold, aber auch Brombeeren, Himbeeren, Fenchel und alte Heilkräuter von Pfefferminz bis Lavendel, wie früher.

«Viele Menschen, vor allem aus Städten, wissen gar nicht mehr, was früher alles selbst angebaut wurde», sagt Häntsch. Insofern sei der kleine Garten «eine lebende Ausstellung».

Was geerntet wird, nehmen Beschäftigte mit, kommt in die Festungsgastronomie oder ins jährliche Heerlager am Fuße des Felsplateaus. Und von den Obstbäumen dürfen alle naschen: Kirschen, Äpfel, Birnen, Pflaumen.

Gärtner haben im «Garten Eden» gerade viel zu tun

Im «Garten Eden» ist gerade Hoch-Zeit, das Gras steht schnell wieder hoch. Dabei rücken allmorgendlich, drei Stunden vor Öffnung des Areals, Rasentraktoren aus oder Männer mit Sense auf gewölbten Flächen wie dem begrünten Geschossmagazin - wobei sie sich an abschüssigen Stellen schonmal mit einem Seil sichern müssen.

Danach muss gegossen werden: Beete, Rabatten, Kübelpflanzen, wobei das Wasser dafür aus dem 157 Meter tiefen Brunnen und den alten Zisternen genutzt wird. «Wenn wir auf der einen Seite fertig sind, können wir hinten wieder anfangen», lacht Häntsch.

Vor allem das Schnittblumen-Areal für den frischen Strauß in der Festungskirche, den Altar, Blumenschmuck, Gestecke für Hochzeiten oder die Deko bei Veranstaltungen. «Machen wir alles selbst», sagt Häntsch.

Der Mittfünfziger wollte schon immer «Hofgärtner» werden. «Und das geht im Zwinger, in Schloss Pillnitz, dem Barockgarten Großsedlitz oder eben auf dem Königstein», sagt er. 2011 dann bekam der Dresdner, für den Gärtner «Berufung» ist, die Chance für's Leben - und er schreibt ein Stück Geschichte fort. Denn die Bewohner auf dem prominenten Tafelberg haben sich von jeher selbst mit Obst und Gemüse versorgt, Freiflächen auch zur Erholung und bepflanzten Wehrbauten zur Tarnung genutzt.

Seit 1955 ein militärhistorisches Freilichtmuseum

Erste Soldatengärten sind nach den jüngsten Forschungen schon um 1700 nachweisbar, im 18. Jahrhundert wurde jede Fläche bewirtschaftet und auch die felsigen Löcher bei den Kasematten terrassiert. Die mittelalterliche böhmische Königsburg war später Kloster, Landesfestung, höfischer Festort, Kunstdepot, Gefängnis. Seit 1955 ist es ein Freilichtmuseum und seit der Wende in Landesbesitz.

Inzwischen gibt es auch eine Wildblumenwiese, die unangetastet bleibt, für zwei auf dem Areal lebende Bienenvölker. «Seit zwei Jahren machen wir auf dem Königstein Honig», erzählt Häntsch. Und die Grünflächen im Bärenzwinger werden von vierbeinigen Kollegen in Form gehalten: den drei Ziegen. «Die Mauer da war immer grün», sagt Häntsch. Die Tiere kletterten auch dort und zupften jeden Stängel weg.

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