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Kamelreiten am Strand: Tierschützer sehen solche Angebote kritisch.

Kamelreiten am Strand: Tierschützer sehen solche Angebote kritisch. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn

Von Ausflügen bis Souvenirs Tierschutz auf Reisen mitdenken

Kamel-Safari in der Wüste, Esel-Taxi auf Santorin, Äffchen-Selfie in Asien: Drei Beispiele für, nun ja, Tiererlebnisse im Urlaub. Wie geht es den Tieren dabei? Eine Frage, die man sich stellen sollte.

Die Attraktivität von Reisezielen hängt oft eng mit möglichst authentischen Erfahrungen zusammen - auch solchen, die man mit dort heimischen Tieren erlebt.

Im besten Fall können tierische touristische Aktivitäten - mal abgesehen vom Spaßfaktor - auch zur Aufklärung über den Arten- sowie Umweltschutz im Urlaubsland beitragen. «Gute Angebote sorgen dafür, dass das Wohlergehen der Tiere gewährleistet ist. Und man sich als Besucherin und Besucher im Reiseland umweltbewusster bewegt», sagt Yvonne Würz von der Tierschutzorganisation Peta.

Nur: Oft geht es den Tieren eben nicht so gut. Und oft tragen Reisende auch selbst dazu bei.

Zeit für einen Überblick, was im Urlaub mit Blick auf den Tierschutz beachtet werden kann - für alle, denen das am Herzen liegt.

Auf Fotoshootings mit Wildtieren verzichten

Immer wieder sieht man im Netz Fotos von Reisenden, die mit putzigen Affenbabys auf der Schulter vor Tempeln in Asien posieren oder mit Schildkröten im Meer schwimmen.

Die zunehmende Selbstdarstellung mit Selfies in sozialen Netzwerken habe dazu geführt, dass Touristinnen und Touristen vermehrt die Nähe zu Tieren suchen - sowohl zu jenen in menschlicher Obhut als auch zu denen in freier Wildbahn. Das schreibt der britische Reisefachverband ABTA in seinen Tierschutzleitlinien für die Tourismusbranche, die auch der Deutsche Reiseverband seinen Mitgliedern empfiehlt.

Vielen Schnappschussjagenden sei gar nicht bewusst, dass die Tiere oft darunter leiden würden, sagt Peta-Sprecherin Yvonne Würz. Gerade Tiger- und Affenbabys müssten besonders oft als Touristenmagnet für Fotos herhalten. Dabei seien gerade Wildtiere - anders als domestizierte Tiere wie Hunde und Katzen - nicht an die Gefangenschaft und ein Leben mit Menschen gewöhnt. Damit sie sich von Besuchenden streicheln ließen, würden die Tiere oft schon von klein an mit Gewalt gefügig gemacht und mit Medikamenten ruhiggestellt.

Das ständige Herumreichen bedeute puren Stress für die Tiere. Außerhalb der Besuchszeiten fristeten sie nicht selten, eingesperrt in Käfigen oder angekettet, ein tristes Dasein ohne Artgenossen.

Würz als Tierschützerin appelliert deshalb an Touristinnen und Touristen, keine Zoos oder Shows mit Wildtieren zu besuchen sowie auf Foto-Shootings mit Tieren generell zu verzichten.

Sanctuaries als Alternative zum Zoo

Eine tiergerechtere Alternative können Wildtierauffang- und -schutzstationen sein: Dort werden verletzte oder verwaiste Tiere medizinisch versorgt, so Würz. Unseriöse Anbieter, deren Einrichtung nur vermeintlich dem Tier- und Artenschutz diene, gebe es aber auch hier. «Sanctuary» oder «Auffangstation» seien keine geschützten Begriffe - das heißt: Jeder kann sich so nennen.

Die studierte Biologin rät Urlauberinnen und Urlaubern deshalb generell, sich vor dem Besuch auf unabhängigen Internetseiten oder in Bewertungsforen sowie in den sozialen Netzwerken über die Einrichtungen zu informieren.

«Echte Auffangstationen unterbinden Nachzuchten, weil das begrenzte Platzangebot für Tiere in Not benötigt wird», so Würz. Und sie würden die Tiere in ihrer Obhut auch nicht für Fotoshootings, Shows oder Trekkingtouren zur Verfügung stellen.

Bald kein Kamelreiten mehr?

An manchen Touristen-Hotspots hat schon ein Umdenken hin zu mehr Tierschutz eingesetzt: In Palma de Mallorca sollen Pferdekutschen ab 2024 verboten sein. Auslöser dafür war ein Vorfall im August 2022: Ein Tourist filmte, wie ein Kutscher ziemlich grob und unbeholfen versuchte, ein Pferd, das bei Temperaturen um die 40 Grad völlig entkräftet auf der Straße zusammengebrochen war, aufzurichten. Das Video ging viral und sorgte für Empörung.

Auch Kamele und Pferde, die in Ägypten etwa an den Pyramiden Touristen transportieren, könnten bald ersetzt werden - zumindest laut den Aussagen des Ägyptischen Tourismusministeriums gegenüber der Tierschutzorganisation Peta. Dort solle baldmöglichst mit der Einführung von E-Wagen als Transportalternative begonnen werden.

Für die Esel und Maultiere auf Griechenlands Sehnsuchtsinsel Santorin hat die Regierung laut Peta bereits 2018 ein Verbot des Transports von Menschen mit einem Gewicht von über 100 Kilo zugesagt.

Das Problem: Es fänden kaum Kontrollen statt. Die Tiere würden weiterhin unter den zu schweren Lasten, die sie die steilen Berge der Insel hochtragen müssten, und allgemein schlechter Versorgung leiden.

Auf Santorin gibt es mittlerweile auch eine tierleidfreie Alternative, die Seilbahn zwischen dem Hafen und der berühmten Altstadt von Firá mit ihrem Postkarten-Panorama. Reisende haben es hier also, wie in Palma oder an den Pyramiden und auch sonst, selbst in der Hand, auf Reisen zumindest nicht zu möglichem Tierleid beizutragen.

Erste Hilfe für Tiere

Und was ist, wenn ich im Urlaub sehe, dass ein Tier unter menschlicher Obhut offensichtlich leidet oder verletzt ist? «Zuerst immer das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen», rät Robert Kless vom Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW). «Zum Beispiel bei einem Tierpark direkt die Leitung auf die Missstände aufmerksam machen.»

Bei möglichen Verstößen gegen Tierschutzgesetze, die von Land zu Land variieren können, sei auch die Polizei zuständig. In vielen beliebten Reiseländern deutscher Urlauberinnen und Urlauber findet man übers Netz deutschsprachige Tierärzte und Tierschutzorganisationen, die womöglich in solchen Fällen weiterhelfen können.

Bei Pauschalreiseangeboten, die zweifelhafte Tieraktivitäten beinhalteten, sollten Reisende unbedingt den Reiseveranstalter kontaktieren und darauf aufmerksam machen, sagt Kless.

Meiden sollte man Aktivitäten, bei denen Tiere offensichtlich leiden: Trophäenjagden mit seltenen Wildtieren etwa und Besuche von blutigen Spektakeln wie Stier- oder Hahnenkämpfe.

Vorsicht bei exotischen Souvenirs

Viele wollen eine Erinnerung an den Urlaub. Doch gerade exotische Mitbringsel sind oftmals verboten, warnt Tierschützer Kless: «Es ist wichtig, auf Reisen auch den Artenschutz mitzudenken.»

Häufig seien es dann gar nicht das Tierfell oder der Elfenbeinschmuck, sondern harmlos erscheinende Mitbringsel wie Muscheln, die am Flughafen für Probleme beim Zoll sorgten. Korallen zum Beispiel dürfen generell nicht mitgenommen werden. Einen nach Ländern strukturierter Überblick dazu, was nicht geht, liefert die Datenbank «artenschutz-online.de».

«Die wenigsten Menschen nehmen mit Absicht Unerlaubtes mit, sondern eher aus Unwissenheit», sagt Kless. Und die Allermeisten seien auch bereit, auf Dinge zu verzichten, wenn sie darüber aufgeklärt und informiert sind, welche negativen Auswirkungen ihr Handeln hat.

Gut zu wissen: Auch für die Einfuhr vieler erlaubter Souvenirs in die Europäische Union ist laut Zoll eine gültige Ausfuhrgenehmigung des Herkunftslandes und eine Cites-Einfuhrgenehmigung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) nötig.

Generell gilt: Niemals - mit Ausnahme sogenannter Flugpatenschaften zur Weitervermittlung von Haustieren aus ausländischen Tierheimen - sollten Reisende lebende Tiere aus dem Urlaub mitnehmen.

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