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Empfindliche Gemüter sollten bei starkem Seegang lieber nicht hier stehen: Denn der ist umso spürbarer, je weiter oben man sich auf dem Schiff befindet.

Empfindliche Gemüter sollten bei starkem Seegang lieber nicht hier stehen: Denn der ist umso spürbarer, je weiter oben man sich auf dem Schiff befindet. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Bug, Heck, Deck Wo ist der Seegang auf Schiffen am meisten zu spüren?

Die einen können das Schwanken gut aushalten, anderen dreht sich der Magen um. Der Seegang macht sich auf dem Schiff auch nicht überall gleichermaßen bemerkbar. Ein Kapitän erklärt die Details.

Draußen schlagen die Wellen gegen das Schiff, drinnen neigt es sich von nach vorn und hinten oder von rechts nach links. Seegang kann Passagieren an Bord zu schaffen machen - dagegen helfen auch neueste Technologien zum Stabilisieren nichts vollends.

Wo ist es besonders spürbar? Kapitän Yiannis Tsounakos hat die Antworten auf diese und weitere Fragen rund um den Seegang.

Herr Tsounakos, manche Menschen schrecken aus Angst vor dem Seegang vor einer Kreuzfahrt zurück. Ist das eine berechtigte Angst?

Yiannis Tsounakos: Es gibt Leute, die seekrank werden, und es gibt Leute, die überhaupt nicht seekrank werden - das ist also eine organische Frage. Meine Frau zum Beispiel wird sofort seekrank, selbst wenn das Schiff im Hafen liegt und sich nur ein bisschen bewegt. Sie kann das spüren.

Aber ja, natürlich, es ist ein Schiff und ein Schiff bewegt sich. Es gibt dieses Stampfen von Bug zu Heck und dieses Schaukeln, von Backbord zu Steuerbord, also von links nach rechts. Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, ob es eine berechtigte Angst ist. Doch wer sensibel ist, könnte seekrank werden. Im Bordhospital gibt es dann Medikamente dafür.

Wo auf dem Schiff ist Seegang denn besonders zu spüren - und wo weniger?

Tsounakos: Je höher man auf dem Schiff ist, desto mehr spürt man das Schaukeln von Backbord zu Steuerbord - das ist Physik. Das sogenannte Stampfen von Bug zu Heck, also von vorne nach hinten, spürt man in der Nähe des Bugs oder Hecks mehr als in der Mitte des Schiffs. Ich kann das bestätigen, weil die Kapitänskabine in der Regel ganz vorne und ganz oben ist - da spürt man beide Schwankbewegungen vergleichsweise stark.

Gibt es Technologien in den Schiffen, die den Wellengang ein bisschen ausgleichen?

Tsounakos: Ja, es gibt seit Jahren Stabilisatoren, die für Kreuzfahrtschiffe entwickelt wurden - vor allem für das Schaukeln von Steuerbord zu Backbord. Das sind Flügel, die unter Wasser ausklappen. Inzwischen gibt es auch aktive Stabilisatoren, die sich je nach Seegang bewegen, der durch Sensoren gemessen wird. Unterm Strich machen solche Technologien alles etwas angenehmer. Dass der Seegang an Bord gar nicht mehr spürbar ist, das ist auch damit nicht möglich.

Was man an der Stelle aber sagen muss: Die Routen von Kreuzfahrtschiffen sind in der Regel so geplant, dass starker Seegang vermieden wird. Die meisten Schiffe sind deswegen jetzt im Winter unterwegs im Persischen Golf, in der Karibik oder irgendwo im Süden.

Man schaut während einer Kreuzfahrt auch auf die Wetterberichte und routet bei ungünstigem Seegang auch mal um. Manchmal allerdings stimmt der Wetterbericht leider nicht so ganz. 2019 war ich einmal im Mittelmeer von Mallorca nach Korsika unterwegs - da hatten wir so zehn Meter hohe Wellen. Das war ein bisschen unangenehm. Angst müssen Passagiere in so einem Fall aber nicht haben. Die Schiffe sind so gebaut, dass sie eigentlich bei allen Bedingungen fahren können.

ZUR PERSON: Yiannis Tsounakos, geboren 1966, ist seit Jahrzehnten als Offizier und später als Kapitän tätig - zunächst auf Frachtschiffen, dann auf Kreuzfahrtschiffen, unter anderem für Tui Cruises. Bis Sommer 2023 war er Kapitän auf der World Voyager von Nicko Cruises. Inzwischen arbeitet er für die griechische Reederei Sea Jets.

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