Bug, Heck, Deck Wo ist der Seegang auf Schiffen am meisten zu spüren?
Draußen schlagen die Wellen gegen das Schiff, drinnen neigt es sich von nach vorn und hinten oder von rechts nach links. Seegang kann Passagieren an Bord zu schaffen machen - dagegen helfen auch neueste Technologien zum Stabilisieren nichts vollends.
Wo ist es besonders spürbar? Kapitän Yiannis Tsounakos hat die Antworten auf diese und weitere Fragen rund um den Seegang.
Yiannis Tsounakos: Es gibt Leute, die seekrank werden, und es gibt Leute, die überhaupt nicht seekrank werden - das ist also eine organische Frage. Meine Frau zum Beispiel wird sofort seekrank, selbst wenn das Schiff im Hafen liegt und sich nur ein bisschen bewegt. Sie kann das spüren.
Aber ja, natürlich, es ist ein Schiff und ein Schiff bewegt sich. Es gibt dieses Stampfen von Bug zu Heck und dieses Schaukeln, von Backbord zu Steuerbord, also von links nach rechts. Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, ob es eine berechtigte Angst ist. Doch wer sensibel ist, könnte seekrank werden. Im Bordhospital gibt es dann Medikamente dafür.
Tsounakos: Je höher man auf dem Schiff ist, desto mehr spürt man das Schaukeln von Backbord zu Steuerbord - das ist Physik. Das sogenannte Stampfen von Bug zu Heck, also von vorne nach hinten, spürt man in der Nähe des Bugs oder Hecks mehr als in der Mitte des Schiffs. Ich kann das bestätigen, weil die Kapitänskabine in der Regel ganz vorne und ganz oben ist - da spürt man beide Schwankbewegungen vergleichsweise stark.
Tsounakos: Ja, es gibt seit Jahren Stabilisatoren, die für Kreuzfahrtschiffe entwickelt wurden - vor allem für das Schaukeln von Steuerbord zu Backbord. Das sind Flügel, die unter Wasser ausklappen. Inzwischen gibt es auch aktive Stabilisatoren, die sich je nach Seegang bewegen, der durch Sensoren gemessen wird. Unterm Strich machen solche Technologien alles etwas angenehmer. Dass der Seegang an Bord gar nicht mehr spürbar ist, das ist auch damit nicht möglich.
Was man an der Stelle aber sagen muss: Die Routen von Kreuzfahrtschiffen sind in der Regel so geplant, dass starker Seegang vermieden wird. Die meisten Schiffe sind deswegen jetzt im Winter unterwegs im Persischen Golf, in der Karibik oder irgendwo im Süden.
Man schaut während einer Kreuzfahrt auch auf die Wetterberichte und routet bei ungünstigem Seegang auch mal um. Manchmal allerdings stimmt der Wetterbericht leider nicht so ganz. 2019 war ich einmal im Mittelmeer von Mallorca nach Korsika unterwegs - da hatten wir so zehn Meter hohe Wellen. Das war ein bisschen unangenehm. Angst müssen Passagiere in so einem Fall aber nicht haben. Die Schiffe sind so gebaut, dass sie eigentlich bei allen Bedingungen fahren können.