Clubschiff für die »Kreuzfahrt ohne Konventionen«: Die »Aidacara« ist im Sommer auch auf der Ostsee im Einsatz

Immer beliebter Kreuzfahrten auf der Ostsee

Bei Kreuzfahrten denken viele an Südsee oder Karibik. Doch auch Törns auf der Ostsee sind immer gefragter. Die Zahl der Schiffe dort hat zugenommen.

Bei Kreuzfahrten geht es nicht immer gleich auf Weltreise - viele Törns beginnen und enden vor der Haustür. Vor allem die Ostsee hat als Revier für deutsche Hochseeurlauber an Bedeutung gewonnen. Die jüngste, 2010 präsentierte Kreuzfahrtenmarkt-Studie des Deutschen Reiseverbandes (DRV) bestätigt das: Das Interesse an Mittelmeer-Törns ist rückläufig. Nordeuropa und die Ostseeregion dagegen legten kräftig zu: 269 000 Deutsche waren dort 2009 als Seereisende unterwegs. Das waren 20 Prozent mehr als im Jahr davor. »Das dürfte 2010 ähnlich gewesen sein«, sagt Johannes Zurnieden, DRV-Vizepräsident und Geschäftsführer von Phoenix Kreuzfahrten.

Schon lange auf der Ostsee unterwegs ist die norwegische Color Line. Seit 50 Jahren bedient die Reederei die Strecke Kiel-Oslo. Norwegens Hauptstadt ist auch der Heimathafen der »Color Fantasy« und der »Color Magic«, die beide Platz für fast 3000 Passagiere bieten. Die Zeit auf See liegt bei rund 20 Stunden.

Ursprünglich war die Strecke ausschließlich für den Fährverkehr gedacht - mit Kreuzfahrt hatte das wenig zu tun. Doch mit den beiden 2004 und 2007 gebauten Schiffen hat sich das spürbar geändert. »Sie sehen schon von der Silhouette nicht mehr aus wie eine Fähre«, sagt Reedereisprecher John Will. »Und wenn man an Bord kommt, sieht man gleich: Das hier ist ein Kreuzfahrtschiff.« Das Unterhaltungsprogramm orientiert sich an dem, was bei internationalen Kreuzfahrtreedereien üblich ist: Es reicht vom Nachtclub über zwei Etagen, in dem ein DJ auflegt, bis zu Shows mit französisch angehauchten Cabaret-Nummern.

Auch Aida Cruises hat die Ostsee direkt vor der Haustür. Die Reederei mit den Clubschiffen ist in Rostock zu Hause. In Warnemünde starten Ostseetörns, darunter viertägige Kurzreisen zum Beispiel nach Oslo und Kopenhagen, aber auch zehntägige Kreuzfahrten nach Tallinn, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm und Danzig (Gdansk). Ostsee-Kreuzfahrten gibt es bei Aida außerdem von Hamburg und Kiel aus. Zum Einsatz kommen die »Aidacara«, die »Aidablu« und die »Aidasol«, die am 9. April 2011 in Kiel erst noch getauft wird.

Auch bei Tui Cruises sind Ostseekreuzfahrten nicht aus dem Programm wegzudenken. »Mein Schiff 2« legt bei der Jungfernfahrt im Mai in Kopenhagen und Göteborg an. Wie zuvor für »Mein Schiff 1«, soll Kiel im Sommer der Heimathafen werden. Vier zehntägige Törns sind für dieses Jahr durch die Ostsee geplant. Ziele sind auch hier unter anderem Stockholm, Tallinn, St. Petersburg und Helsinki.

Die Schiffe von Royal Carribean International (RCI) kreuzen in der Karibik oder durch den Panamakanal. Doch die US-Reederei hat auch die Ostsee im Programm. Auf den Nordeuropa-Routen setzt die Reederei Schiffe wie die »Vision of the Seas« mit Platz für bis zu 2000 Passagieren ein, ebenfalls kein kleines Kreuzfahrtschiff. Sie kreuzt zwischen Skandinavien und Russland.

Noch etwas größer ist die »Jewel of the Seas«, die Platz für maximal 2500 Passagiere hat und St. Petersburg und Häfen im Baltikum kombiniert. Beiden gemeinsam ist, dass sie Elemente aus dem Erlebnistourismus mit nach Europa bringen, die nicht zuletzt bei US-Gästen beliebt sind: vom Steakhaus an Bord bis zum Basketballfeld, von der Kletterwand bis zum Golfsimulator.

Auch die Norwegian Cruise Line (NCL) aus Miami kreuzt auf der Ostsee. Für 2011 sind von Mai bis September 15 Törns zu den »Hauptstädten der Ostsee« geplant, unter anderem nach Tallinn, St. Petersburg und Helsinki. Die »Norwegian Sun« startet anders als im Vorjahr aber nicht in Dover in England, sondern in Kopenhagen. Die Kreuzfahrten dauern entsprechend nicht mehr zwölf, sondern nur noch neun Nächte - viel zu sehen gibt es aber trotzdem.

(dpa/tmn)