UNBEKANNTES INDONESIEN Die Inselwelt zwischen Lombok und Flores
An den Sunset Points des Malimbu Hill im Norden Lomboks reihen sich zum Sonnenuntergang die Garküchen aneinander. Auf dem Grill brutzeln Maiskolben und der würzige Duft von Kretek, den indonesischen Nelkenzigaretten, liegt in der Luft. Studentinnen aus der Inselhauptstadt Mataram fahren mit ihren Mopeds vor. Sie tragen Kopftücher zu Röhrenjeans und High Heels, nuckeln an ihren Colaflaschen und schießen Selfies mit den Besuchern aus dem Westen, während die Sonne als glutroter Ball hinter dem Vulkankegel des Agung auf der Nachbarinsel Bali versinkt. Ein Weltklasse-Sunset ohne Touristenbusse und Souvenirverkäufer, aber mit ganz viel Lokalkolorit. Massentourismus ist auf den Inseln Ostindonesiens noch immer ein Fremdwort.
Ein bisschen herablassend wird Lombok oft als Balis »kleine Schwester« bezeichnet. Dabei steht die Insel der berühmten Nachbarin an landschaftlicher Schönheit nicht nach: Direkt hinter den Bilderbuchstränden liegen die Ausläufer des Rinjani, des mit 3.726 m zweithöchsten indonesischen Vulkans. Seine Besteigung ist für viele Besucher der Höhepunkt ihrer Lombok- Reise – im wahrsten Sinne des Wortes.
Außerdem ist Lombok Ausgangspunkt für die Erkundung des indonesischen Ostens mit den Inselperlen Sumbawa, Sumba, Flores und dem Komodo-Nationalpark. Grandiose Berglandschaften, Komodo-Warane, archaische Dörfer und Surferstrände – es gibt viele Gründe fürs Inselhüpfen im Osten des größten Archipels der Welt. Taucher und Schnorchler schwärmen von einer einzigartigen Unterwasserwelt. Schließlich mischen sich im indonesischen Inselreich Pazifik und Indischer Ozean und die Fischwelten beider Weltmeere. »Mag es in der Karibik auch buntere Korallenbänke geben, die Vielfalt der Fische hier ist einzigartig – bei jedem Tauchgang habe ich das Gefühl, durch ein riesiges Aquarium zu schwimmen«, schwärmt Tauchlehrer Yus Sudarso, der seit Jahren begeisterte Urlauber begleitet.
Inselhüpfen einfach gemacht
Die romantischste Art, die Inselwelt zu entdecken, ist zweifellos der Wasserweg. Aber nicht immer der schnellste und sicherste.
Fähren und Schnellboote: Am preisgünstigsten sind die öffentlichen Fähren, die mehrmals täglich für € 2 Bali (Padang Bai) mit Lombok (Lembar) und für € 1,40 Labuan Lombok (Ost- Lombok) mit Pototano (West-Sumbawa) verbinden. Die Sicherheitsstandards der Fähren sind allerdings bedenklich.
Sehr viel schneller ist das Expressboot von Bali (Tanjung Benoa) nach Lombok (Telok Kodek). Preis: € 56.
Reisebüros in Lombok bieten kombinierte Fahrten mit Fähre und Bus nach Flores an. Die anstrengenden Touren (je nach Ziel 13–28 Std.) kosten € 35.
Kreuzfahrten: Preisgünstige, aber wenig komfortable Kreuzfahrten (3 Tage/2 Nächte von Lombok nach Labuan Bajo/Flores mit Besuch des Komodo-Nationalparks inkl. VP) bietet z. B. Perama Tour & Travel (www.peramatour.com). Die Preise: Doppelkabine € 234/Pers., an Deck im Massenlager € 156. Vergleichbare Touren kosten bei Wanua Adventure € 120 (www.wanuaadventure.com). Sehr viel komfortabler, aber auch deutlich teurer sind einwöchige Kreuzfahrten z. B. auf der »Ombak Putih«, die von Bali nach Labuan Bajo führen (buchbar über deutsche Veranstalter).
Mit dem Flugzeug: Denpasar/Bali ist das Drehkreuz für Flugverbindungen in den indonesischen Osten. Direktflüge zwischen den Inseln sind kaum verfügbar (Ausnahme: Lombok– Bima, € 60), was auch das Inselhopping auf dem Luftweg zeitaufwändig und relativ teuer macht.
Lombok – Balis kleine Schwester
Gunung Rinjani N.P. – Paradies für Gipfelstürmer
Durch Kakao- und Kaffeeplantagen, dichten Bergwald und baumlose Ebenen windet sich der Pfad zum Kraterrand des Rinjani. Ein Kraftakt. Doch alle Mühen sind vergessen, wenn man am nächsten Morgen den Sonnenaufgang mit Vulkanblick genießt. Nebelschwaden durchschwirren die Caldera mit dem tiefblauen Kratersee Segara Anak und dem gemächlich rauchenden Vulkanbaby Gunung Baru. Auf der anderen Seite liegt den Bergwanderern Lombok zu Füßen und im Meer schälen sich die drei Gilis – Inselperlen vor der Nordküste – und die Silhouette des balinesischen Vulkans Agung aus dem Dunst.
Die klassische Dreitagetour ab Senaru mit Zeltübernachtung am Kraterrand und Abstieg zum Kratersee kostet beim Rinjani Trek Centre US$ 190 (0062-81-907411211, www.rinjanitrek centre.com, inkl. VP, Ausrüstung, Guide, Träger/ Koch, Airporttransfer, Übernachtung vor dem Aufstieg und Transport zur nächsten Destination). Wer im Nationalpark lieber auf halber Höhe durch Bergwälder zu Wasserfällen wandert, wählt Tetebatu als Ausgangspunkt.
€€€ Der Blick auf das Rinjani-Massiv, Bergwald und Wasserfall und über Reisterrassen zum Meer spricht für die »Senaru Lodge« (www.senarulodge.com).
€€ Ein charmantes Kolonialhaus mitten in den Reisfeldern ist »Les Rizières Lombok« in Tetebatu (www.les-rizieres.com).
Senggigi – Vom Geheimtipp zur Nummer 1
In Senggigi, an der Westküste Lomboks, begann in den 1980er-Jahren die Tourismuskarriere der Insel. Und wie eh und je sonnen sich hier die meisten Lombok-Urlauber. Ein langer Sandstrand und eine solide touristische Infrastruktur mit Hotels für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel sind beste Voraussetzungen für einen gelungenen Badeurlaub. Wer es einsamer mag, unternimmt Ausflüge in die Umgebung: Zwar ist Senggigi längst mit dem Nachbarort Mangsit zusammengewachsen, aber auf dem Weg nach Norden reihen sich immer noch bunte Fischerboote. Nur langsam werden die Kühe und Ziegen, die unter Kokospalmen grasen, von Baukränen verdrängt. Den Pandanan Beach bei Nipah oder den Sire Beach bei Bangsal hat man immer noch fast für sich allein.
TIPP Das »Asmara«, ein nettes Gartenlokal im Zentrum Senggigis, serviert würzige Ost- West-Küche (z. B. Mango Prawns für € 7).
€€€ Klein und familiär ist das »Ibludan Hotel« südlich von Sengiggi, 300 m vom Strand (http://ibludanlombok.wixsite.com/ibludan hotel/contact) mit luftigen Zimmern und Bungalows, Pool und liebevollem Service.
€€€€ Stylish ist »The Chandi Boutique Resort« direkt am Strand (www.thechandi. com).
Kuta – Zu den Traumstränden im Süden
Surfer knattern mit ihren Motorrädern – das Board unterm Arm – durch Kuta zu ihren Lieblingsstränden in den Buchten von Gerupuk oder Ekas. Sie genießen wie die Travellergemeinde und wenige Pauschalurlauber die Ruhe im Süden Lomboks. Einen sagenhaften Aufstieg als Urlaubsort hat man dem Fischerort Kuta schon vor 20 Jahren prophezeit. Doch auch nach der Eröffnung des internationalen Flughafens im Süden Lomboks 2011 blieb der Bauboom aus. Zur Verwunderung aller Touristiker – schließlich reihen sich rund um Kuta die Traumstrände. Noch feiner und weißer als Kuta Beach ist der Sand in der Bucht von Tanjung Aan, wenige Kilometer weiter westlich, und am Selong Belanak, Mawun Beach und Mawi Beach, die man unter der Woche fast für sich allein hat. Doch der Favorit vielen Traumstrandsammler ist der Pink Beach bei Tanjung Ringgit im Südosten, dem Bruchstücke roter Korallen einen rosafarbenen Schimmer schenken. Allerdings erreicht man ihn nur über eine Holperpiste.
TIPP Das »Ashtari« (Jl. Raya Mawun) ist der perfekte Platz zum Frühstücken, für den Sundowner oder die Yoga-Session. Es liegt an der Straße nach Mawun auf einem Hügel hoch über der Bucht und bietet einen grandiosen Blick über die Küste (Hauptgericht ab € 3,50).
€€ Mit großzügigen Zimmern, Garten und kleinem Pool punktet »Yuli’s Homestay« (www.yulishomestay.com).
€€€€ Die elegante, familienfreundliche Bungalowanlage »Novotel Lombok« liegt in einer herrlichen Sandbucht (Pantai Putri Nyale, www.novotel.com). Spa und Sportangebote.
Natur pur zwischen Korallenriff, Sandstrand und Vulkangipfel – Flores ist ein landschaftliches Juwel. Auf einer vier- bis sechstägigen Tour von Maumere nach Labuan Bajo lassen sich die Highlights der Insel erkunden.
Maumeres größte Sehenswürdigkeit sind die vorgelagerten Korallenriffe, für deren Erkundung man mindestens zwei Tage einplanen sollte. Auf der Weiterfahrt ins Bergdorf Moni kann man im Stelzendorf Wuring hölzerne Lastkähne im Hafen bewundern, in Sikka eine ehrwürdige katholische Kirche. Eine Weberinnenkooperative zeigt dort, wie kunstvolle Ikat-Webschals entstehen.
Bei Moni lockt frühmorgens der Sonnenaufgang am Vulkan Kelimutu mit seinen rätselhaften Kraterseen, die alle paar Jahre ihre Farbe ändern. Dann schlängelt sich die zweite Tagesetappe vorbei an Wasserfällen durchs Bergland Richtung Bajawa. Unterwegs kann man traditionelle Dörfer der Lio-Volksgruppe und den Fischmarkt von Ende besuchen, bevor man am Greenstone Beach wieder aufs Meer trifft. Mit Blick auf Vulkankegel, die sich 2000 Meter hoch in den Himmel recken, windet sich die Straße zurück in die Berge.
Auftakt der nächsten Tagesetappe sind die archaischen Dörfer Bena und Luba bei Bajawa, in denen Gräber mit christlichen Symbolen neben Megalithplätzen liegen, die von animistischen Ritualen zeugen. Nachmittags sind auf dem Weg nach Ruteng Bergwälder mit Zuckerpalmen und Baumfarnen und grandiose Reisterrassenlandschaften zu sehen.
Über die berühmten spinnenförmigen Reisfelder, die vom Kosmos der Mangarai erzählen, führt der Weg nach Labuan Bajo. In der quirligen Hafenstadt locken lange Sandstrände und feine italienische Restaurants. Dass der Ort Ausgangspunkt für die Erkundung des Komodo- Nationalparks ist, sorgt seit ein paar Jahren geradezu für Goldgräberstimmung.
Unterkünfte entlang der Strecke
€€-€€€€ Das »Coconut Garden« in Maumere bietet in einem Kokospalmenhain einfache Zimmer, stilvolle Bambus-Bungalows und ein Restaurant (www.coconutgardenbeachresort.com).
€€€€ Die »Kelimutu Crater Lakes Ecolodge« in Moni liegt am Rande von Reisfeldern, perfekt für ausgedehnte Wanderungen (www.ecolodgesindonesia.com).
€€ Das »Manulalu B&B« bei Bajawa punktet mit grandiosem Vulkanblick und nettem Service (0062-812-51820885).
€€ Beste Option in Ruteng ist das »Wisma Santa Maria Hotel Susteran« in einem Nonnenkloster (0062-385-22834).
€€ Einfache Bungalows, aber einen schönen Blick auf die Küste bietet das »Golo Hilltop« in Labuan Bajo (www.golohilltop.com).
Komodo-Nationalpark – Zu Besuch bei Drachen und Mantas
Bucklig, faltig, sonnengegerbt – wie Warane dösen die größeren Inseln des Komodo- Nationalparks in der Sonne. Die kleineren sind oft nur Felsen im Meer oder erinnern an Mini-Vulkankegel. Lautlos gleiten die Boote durch die indonesische Inselwelt en miniature. Luxuriös oder spartanisch, im Rahmen einer Kreuzfahrt oder als Tagesausflug – eine Bootsfahrt durch die Inselwelt des Komodo- Nationalparks ist unvergesslich. Viele Besucher kommen zur Drachentour. Schließlich sind Komodo und Rinca Heimat der Komodo- Warane, der letzten Nachfahren der Dinosaurier. Ranger halten die bis zu 3 m langen und 150 kg schweren Tiere mit dem tödlichen Speichel mit hölzernen Dreizacken auf Abstand, und trotzdem hält wohl jeder Besucher den Atem an, wenn die Drachen vorbeihuschen. Zwar sind die 3.000 Warane kurzsichtig und schwerhörig, aber blitzschnell. Auch die Manta-Alley, wo man mit Manta- Rochen schwimmen kann, ist ein Besuchermagnet. Die Gewässer zwischen den Inseln gehören zu den schönsten Tauch- und Schnorchelrevieren Indonesiens.
Bootsfahrten gibt es in unterschiedlichen Varianten, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt, sind die Preise auch für sehr bescheidene Boote beträchtlich. Bei Discovery Komodo Adventure (www.discoverykomodoadventure.com) kann man eine 2-Tage-Tour ab Labuan Bajo auf Flores. Dazu kommt der Nationalparkeintritt.
Weniger erlebnisreich, aber preisgünstiger ist die Anreise nach Komodo mit dem öffentlichen Boot von Labuan Bajo zum Dorf Komodo. Die Überfahrt dauert jedoch mindestens vier Stunden und ist bei starkem Wellengang kein Vergnügen. Vom Dorf Komodo kann man ein privates Boot zum Nationalparkzugang Loh Liang chartern. Die günstigste Übernachtungsmöglichkeit im Dorf sind sehr einfache Homestays (»Komodo Homestay«, www.floreshomestaynetwork.com/homestay-2). Voraussetzung für die Aufnahme ist die Befolgung der strengen Regeln der muslimischen Gemeinschaft (keine Aufnahme unverheirateter Paare, kein Alkohol).
Nett gebettet
€€€€ Das traumhafte Edel-Resort »Plateran Komodo« am Waecicu Beach hat exklusive Bungalows und direkten Zugang zum Nationalpark (www.platarankomodo.com). Kreuzfahrten durch den Komodo-Nationalpark (2 Nächte, 2 Tage) auf hauseigenen nostalgischen Holz-Schonern mit allem Komfort.
Ursprüngliche Inselwelten
Sumba - die Archaische
Die abgelegene Insel birgt noch viele Geheimnisse: uralte Dörfer mit traditionellen, mit Büffelhörnern geschmückten Bambushäusern und Opferplätze mit Steinaltären, auf denen wie eh und je archaische Zeremonien zelebriert werden. Außerdem locken Megalithplätze und menschenleere weiße Strände. Doch Zeit und Sitzfleisch sollte man mitbringen, denn die Straßen sind größtenteils holprige Pisten, und zumindest rudimentäre Indonesischkenntnisse. Bislang tummeln sich auf Sumba vor allem Surfer, neben einfachen Guesthouses für Surfer gibt es aber auch ein 5-Sterne-Resort.
Unterkunft
€€€Eine gute Lage zur Erkundung des Westens ist das »Sumba Nautil Resort« in Tarakatuku (www.sumbanautilresort.com).
Anreise
Flug von Denpasar/Bali nach Tambolaka/Sumba mit Wings Air.
Sumba - die Unbekannte
Zwischen Lombok und Flores räkelt sich eine kaum bekannte, langgestreckte Inselschönheit im Ozean. Im Westen liegen einsame Strände, vor allem der Jelanga Beach zieht Surf-Profis an. Die im Norden vorgelagerte Insel Pulau Moyo gilt als Geheimtipp für Taucher. Kultururlauber zieht es in den Osten Sumbawas mit der alten Sultansstadt Bima und traditionellen Dörfern. Im Dorf Lamere, unweit des Fährhafens von Sape, kann man beim Bau der legendären hölzernen Pinisi-Schoner zuschauen.
Unterkunft
€€€ In einem Kokoshain am Strand liegt ganz für sich das »Whales & Waves« ( http://whales-and-waves.com).
Anreise
Fähre von Labuan/Lombok nach Pototano oder von Labuan Bajo/Flores nach Sape. Alternativ Flug von Lombok nach Bima mit Wings Air.
Tipps für Taucher und Schnorchler
LOMBOK Südseefeeling und noch wenig berührte Tauchspots bieten die Buchten von Sekotong und Belongas mit den vorgelagerten Inselchen Nanggu, Gede, Poh und Kedis. /p>
FLORES Die Korallenriffs rund um Maumere bieten erfahrenen Tauchern neben Korallen auch Großfische und das auf Grund liegende Wrack eines japanischen Frachters aus dem 2. Weltkrieg.
PULAU MOYO (nördlich von Sumbawa). Die Korallenriffe rund um die Nationalparkinsel sind beliebtes Ziel von Tauchsafaris.
KOMODO-NATIONALPARK Gehört zu den Top-Tauchplätzen Indonesiens. Ein Highlight: die Manta-Alley, wo man mit Manta-Rochen schwimmen kann.
SUMBA Der Platz für Entdecker. Monumentale untermeerische Felssäulen und eine riesige Vielfalt an Fischen locken in den Westen der Insel.
€ einfach €€ einfache Mittelklasse €€€ gehobene Mittelklasse €€€€ anspruchsvoll
Autorin: Elke Homburg (1/2017)