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Madagaskars Strände sind eine Klasse für sich

Madagaskars Strände sind eine Klasse für sich

EntdeckerREISE Madagaskar Ein spannender Reisebericht jenseits von Afrika

Unsere Ur-Ur-Verwandten hüpfen im Dschungel und im Garten. Ein Lobster-Dinner unter Palmen kostet nur sieben Euro. Das weiß nur fast keiner.

Wer nach Madagaskar kommt, freut sich über ein grandioses Kontrastprogramm: Regenwald und Gebirge, ruhige Inselchen mit hellem Sand und Kokospalmen, die sich vorm Ozean verneigen. Weltweit einmalig: Die putzigen, flauschigen Lemuren, viele mit großen Kulleraugen. Faszinierend: Eine schier unendliche Kette aus Seen und Wasserstraßen parallel zum Indischen Ozean. Für viele Madegassen, die am Canal des Pangalanes an der Ostküste wohnen, gehören Meeresrauschen, Strand und Dünen zum Alltag. Zwischen Palmen, Bambushainen, Bananenstauden und kleinen Reisfeldern stehen Holzhäuser auf Stelzen. Hier leben Betsimisaraka und andere ethnische Gruppen. Ein Teppich aus Wasserhyazinthen färbt das Wasser grün mit hellen Tupfern. Auf einer Sandbank stolziert ein Ibis. Wer länger unterwegs ist im Boot, kann auch Papageien und Lemuren sehen. Die über 600 Kilometer lange Wasserstraße aus Seen, Lagunen und Kanalteilen von Taomasina gen Süden nach Farafangana hat der ehemalige Kolonialherr Frankreich ständig erweitert und 1957 fertigstellen lassen.

Entdeckertour auf Madagaskar

Zwischen Pirogen und Kreuzfahrtschiffen

Die Hafenstadt Toamasina - auf Französisch Tamatave - ist faszinierend. Ich sitze am kleinen Kanalhafen und gucke. Vorne in der Piroge liegen Kokosnüsse. Hinten sitzt eine Frau, hält ihr Baby im Arm. Der Vater lässt das Stechpaddel versiert ins Wasser gleiten. Unzählige Einbaumund Motorboote sind auf dem Kanal, beladen mit Bambus, Holzkohle, Ananas, Hühnern. Auf betagten Fähren sitzen Menschen dicht gedrängt, stapeln sich Säcke, Kisten, Möbel.


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Lunchtime! Im »La Terrasse« munden das saftige Zebu-Steak, Fruchtsalat und ein kleiner Kaffee für keine vier Euro. Viele »gemischte« Familien sind zu Gast: der Ehemann aus Frankreich, seine Frau Madegassin, sehr hübsch und oft 20 Jahre jünger, die Kinder noch hübscher. Solche Szenen gibt es in allen größeren Städten hier. Der Strand ist an diesem Samstag eine große Spielwiese. Fischer präsentieren ihren Fang. Großfamilien picknicken. Vor ein paar hundert Zuschauern kicken zwei Teams auf Tore mit Bambusstangen. Am Strand liegt reichlich Abfall. Papierkörbe fehlen. Das kräftige Horn eines der seltenen Kreuzfahrtschiffe ertönt am nahen Seehafen.

Wer auf die Schnelle ein paar Lemuren sehen möchte, ohne Bootsfahrt und Urwaldmarsch, steigt in ein Tuk-Tuk und knattert zwölf Kilometer zum Zoo Parc Ivoloina. Etwa 80 Arten dieser Feuchtnasenaffen leben auf Madagaskar und sind unglaublich vielfältig, leider teils durch Brandrodung, Jagd und Kochtopf sehr bedroht. Sie hüpfen in Wipfeln, rennen und tänzeln über Waldböden. Manche sind sehr zutraulich. Der Mausmaki wiegt keine 100 Gramm. Der Indri kommt auf fast 10 Kilo. Im bewaldeten Park Ivoloina leben mehr als zehn Lemuren-Arten, die meisten leider hinter Gittern. Ich bleibe draußen vor dem Eingang. Über und neben mir raschelt es. Drei braune Lemuren klettern von Ast zu Ast, bleiben eine Weile. Vielleicht haben sie Mitleid mit ihren Artgenossen im Tierpark-Käfig. So wie ich.

Palmen verneigen sich und Buckelwale schwänzeln

Ein Schwarzweißer Vari knabbert an Blättern und äugt von einem Gartenbaum nach unten. Neugierig schaut der Haushund zu dem Tier nach oben. Wir sind auf dem kleinen Eiland Île aux Nattes. Das beschauliche Inselchen hat ein halbes Dutzend faszinierender Strände und reizvolle Lodges mit guter Küche. Es ist dem Südzipfel der Insel Sainte Marie vorgelagert, auch Nosy Boraha genannt, die sechs Bus- und Fährstunden von Taomasina entfernt ist. Das Besondere auf Ste. Marie: der Piratenfriedhof und legendenumwobene, verborgene Edelsteinschätze. Und unglaublich viele Palmen beugen sich an den hellen, feinsandigen Stränden im 45-Grad-Winkel Richtung Wasser, das alle denkbaren Grün-und Blau-Schattierungen hat. Auch Zebus mögen die Strände, besonders den am Edelhotel »Princesse Bora«. Eigentümer François Xavier Mayer sagt zwischen Palmen und Buckelrindern: »Meine Vorfahren kamen bereits im 19. Jh. und arbeiteten damals für die Kaiserin«. Madagaskar ist ein Schmelztiegel mit Einwanderern aus afrikanischen Staaten, Europa, China und Indonesien.

Heile Welt: Anders als in den Städten des Landes hält auf Ste. Marie keiner die Hand auf. Touristen können auch bei Dunkelheit gefahrlos spazierengehen. Die Gärtchen der Dörfer mit Bougainvillea in Pink und Purpur und weißem Oleander sind gepflegt, die Menschen zuvorkommend. Ste. Marie und Nosy Be im Nordwesten sind wohl die schönsten Inseln Madagaskars. Nosy Be ist touristisch erschlossener und lebhafter. Hier sind auch Walhaie die Stars, die menschliche Mitschwimmer im Wasser lässig tolerieren. Auf Ste. Marie tänzeln die Buckelwale, auch mit dem Kopf nach unten und dem Riesenschwanz in der Luft. Und anders als in anderen Orten auf Madagaskar ist Sextourismus auf Ste. Marie, wo Urlauber willkommen sind, aber nicht hofiert werden, glücklicherweise noch weitgehend unbekannt.

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Taxis in jedem Winkel, aber die Bahn stirbt aus

Wer durch Madagaskar reist, nutzt häufig das preiswerte und recht zuverlässige Taxi Brousse. Faustregel: Je weniger Sitze in den Minibussen, je mehr Reifenprofil und je neuer das Fahrzeug, desto bequemer und sicherer ist die Fahrt. Auf der 360 Kilometer langen Strecke zwischen Taomasina und der Hauptstadt Antananarivo, kurz Tana, lohnen zwischen Bergen, grünen Tälern und gerodeten Flächen zwei Stopps, der erste für den Andasibe-Nationalpark. Hier schrecken im Morgengrauen schrille Schreie aus dem Urwald Hotelgäste auf. Nicht Tarzan brüllt, sondern ein Indri, danach mehrere. Doch die Lemuren im großen Urwaldpark sind recht scheu. Eine junge Boa lugt aus dem Gebüsch hervor. Das Chamäleon an einem dicken Stamm ist gut getarnt. Knapp 40 Kilometer von Andasibe Richtung Tana, in Moramanga, stoppen echte Bahnfans. Leider gibt es nur noch zwei Bahnstrecken im Land: Von Moramanga nach Ambatondrazaka sitzen selten Touristen im Zug. Im Südosten rollt der »Dschungel- Express« von Fianarantsoa nach Manakara. Urlauber freuen sich 167 Kilometer über spektakuläre Landschaften sowie Dutzende Tunnel und Brücken.

Die Fahrt im Minibus von der Ostküste nach Tana ist ein kleines Abenteuer mit etlichen Haarnadel- Kurven, hohen Pässen, mutigen Überholmanövern. Schon am Rande der hügeligen Hauptstadt, die gut 1.400 Meter hoch liegt, weiß jeder im Vehikel: Markt und Staus sind überall. Auch in der City rund um den Bahnhof, wo schon lange kein Zug mehr fährt, blockieren Verkäufer Teile von Straßen und Kreuzungen. Da liegen auf der Fahrbahn Tücher, darauf ein paar Schuhe, Mangos, Büstenhalter, Vanillestangen. Der beste und größte Markt liegt am Stadtrand, ist so groß wie viele Fußballfelder und heißt »Marché Coum 67 ha«, gleich 67 Hektar. Gewürze, Früchte, Edelhölzer, kostbare Schachspiele, Opale, aber auch Export-Klamotten werden hier - aus Touristensicht - teils zum Schleuderpreis angeboten. Schränke, Tische und Holzbetten warten auf Kunden unter freiem Himmel. Wenn es regnet, wird zwar alles nass, aber so ist das eben.

Der Süden ist tierisch gut

Buckelwale umkurven die Südküste bei Fort Dauphin (Taolagnaro) auf ihrem Weg nach Ste. Marie. Dutzende Zebus stehen auf einem Markt an einem Fluss außerhalb der Stadt und suchen Schatten unter Bäumen. Männer fachsimpeln und feilschen. Autos und Transporter gibt es kaum. Zur nächsten Hütte oder Grasfläche gehen fast alle zu Fuß. Im nahen Nahampoana- Reservat lassen sich Sifaka-Lemuren, Kattas und Schildkröten beobachten.

Fort Dauphin hat eine wunderbare Lage auf einer Halbinsel, umrahmt von Küste und Stränden sowie Bergen. Kinder planschen und fischen. Wellenreiter lassen sich ans Ufer treiben. Hier bleibt man gern ein bisschen länger. Trotz all dieser Schönheiten: Die Zahl der Touristen auf der Insel ist eher übersichtlich. Etwa 300.000 pro Jahr. Das Land gehört zu den ärmsten der Welt. Wirbelstürme, Erdrutsche, Überfälle, Kriminalität, frühere politische Unruhen sind keine gute Werbung, gibt es in anderen Ländern aber auch. Roland Ratsiraka, früher Tourismusminister, erläutert: »Das Budget für Werbung ist leider sehr klein.« Daniel Zemmrich, urlaubender Bademeister aus München, sagt: »Schön, dass es so wenige Touris gibt. So ist das Land viel ursprünglicher.« Ein Tipp des Madagaskar-Fans: »eine Woche Relaxen am feinen Strand im wunderschönen Mangily, für mich ein Traum.« Das Dorf liegt mit dem nahen Fischerort Ifaty an der Westküste, über 1.000 Kilometer von Tana entfernt. Schon die Anfahrt im Taxi Brousse ist spektakulär. Die Strecke führt vorbei am Isalo-Nationalpark mit seinen grandiosen Felsformationen und kleinen Wasserfällen. Entlang der Route an die Westküste wachsen Litschi und Mangos, grasen Zebus und Ziegen. Bald leuchtet am Horizont das Meer. Es ist gerade Ebbe, Zeit für Sammler. Viele Dörfler laufen mit Eimerchen herum, suchen Muscheln und anderes Meeresgetier. Auch Schnorchler und Taucher fühlen sich hier wohl.

Baobabs sind das Wahrzeichen Madagaskars. Bei Ifaty wachsen die Affenbrotbäume zwischen Dornenbüschen und Kakteen. Touristenmagnet ist die Baobab-Allee bei Morondava weiter im Norden. Besonders zum Sonnenuntergang klicken etliche Kameras zwischen den über 300 mächtigen Bäumen, die wie im Spalier gereiht bis zu 25 Meter hoch an der Sandstraße stehen. Wenn sich nur noch riesige Schatten in Richtung Himmel strecken, sieht es aus wie in einem mystischen Märchenwald. Teile des Baobab werden auch zu Marmelade, Seife, Parfüm und Ölen verarbeitet. So kann jeder Tourist ein Stück Madagaskar mit nach Hause nehmen.

 Unser Autor erzählt    Warum Vanille so teuer ist

Die Stängel, die sich um die Stämme schlängeln, sehen ein bisschen aus wie lange grüne Bohnen. Doch die Arbeiter auf der Gewürz- und Gemüsefarm unweit von Taomasina sind mächtig stolz auf diese Schoten. Der Preis für ein Kilo Vanille war 2018 auf bis zu 600 Dollar geklettert: Die Nachfrage ist mit dem Trend zu natürlicher Ernährung stark gestiegen, die Produktion ist aufwändig, zugleich kam es in Madakaskar zu Missernten.

Die meisten Plantagen liegen im Nordosten. Manche Bauern verteidigen ihre Pflanzen mit Nachtwachen und Machete. Eine Plantagen - arbeiterin mit Regenschutz in Orange geht von Pflanze zu Pflanze, prüft die etwa 20 Zentimeter langen Fruchtkapseln mit dem wertvollen Inhalt, schaut nach oben. Die Ranken mit den »Bohnen« wachsen wie Lianen auch an Urwaldbäumen hoch. Jede einzelne Blüte muss von Hand bestäubt werden. Nach der Ernte beginnt die komplizierte wochenlange Verarbeitung: Trocknung, Fermentierung, Sortierung. In alle Welt exportiert und auf den Insel-Märkten verkauft werden dann die »geschrumpften«, glänzenden, dunklen Vanillestangen. Auf dem »Bazar Be« in Taomasina kosten acht oder neun Stangen etwa 20 Euro. Vor allem der Handel verdient kräftig, Pflücker und Arbeiter wenig, aber mehr als auf dem Reisfeld.

Autor: Bernd Kubisch (2/2019)

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