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Wadi-al-Gamal-Nationalpark vom Tauchplatz Abu Ghusun am Roten Meer

Wadi-al-Gamal-Nationalpark vom Tauchplatz Abu Ghusun am Roten Meer

Urlaub mal anders in Ägypten Mit den Ababda-Beduinen in der Wüste

Der Wadi-el-Gemal-Nationalpark glänzt mit Smaragden, antiken Tempeln, lebendigen Korallenriffen und Seekühen.

Wie bunt und lebendig das ist! Feuer-, Fächer-, Hirn-, Leder- und Salatkorallen leuchten in allen Farben und Formen um die Wette. Das Hausriff vor dem Gorgonia Beach Resort bei Marsa Alam ist ein Juwel und Teil des Meeresdrittels des Wadi-el-Gemal-Nationalparks. Mit knapp 7.000 Quadratkilometern ist er der kleinste der drei ägyptischen Nationalparks. Seine fast unberührte Unterwasserwelt stellt die der großen Badeorte Hurghada und Sharm-el-Sheikh locker in den Schatten, obwohl auch hier Plastikflaschen und -netze im Roten Meer treiben. Falter- und Drückerfische, Kugel-, Papageien- Schmetterlings- und Wimpelfische, Barsche und Schnapper umschwärmen die Korallen. Unheimlich bewegen sich zwischen ihnen die blauen, geschwungenen Lippen der Riesenmuscheln. Sollte der Doktorfisch nicht helfen, dann tun es vielleicht ein paar »Nemos« aus der Gattung der Anemonenfische.

Das 350-Zimmer-Hotel Gorgonia setzt alles daran, dass es so bleibt. Johannes Girardi, Repräsentant der italienischen Eigentümer, die dort eine Baufirma betreiben und Weingüter besitzen, engagiert sich für nachhaltigen Tourismus. So ließ er einen langen, sogar rollstuhltauglichen Steg ins Rote Meer bauen, um das Riff zu schützen. Bojen am Strand markieren weitere Zugänge; über alles informiert eine viersprachige Ökobroschüre auf den Zimmern, auch auf Deutsch. Unter Anleitung der Marinebiologin des Gorgonia Beach Resorts, Miriam Tercon, reinigen vier Gäste-Teams einmal wöchentlich die Strände, einmal im Monat auch außerhalb des Resorts. Mit Erfolg: Schnorchler sehen an der Riffkante problemlos bis zum Boden in 10 bis 25 Metern Tiefe und mit etwas Glück die Gabelschwanz-Seekuh Dugong, Schildkröten, Rochen oder einen Hai. Sogar der Hotelname signalisiert Naturnähe: Gorgonien sind Hornkorallen oder Seefächer.

Die Wüste ruft!

Das ist der größere Teil des Wadi el Gemal, das auf Deutsch »Tal der Kamele« heißt. Mohamed Gad veranstaltet in Kooperation mit dem Gorgonia-Hotel Nationalparktouren mit den hier ansässigen Ababda-Beduinen. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen stammen sie aus dem Sudan und führten als ein Stamm der Beja Kriege gegen die Römer, von denen schon Plinius der Ältere berichtete. Heute sind die Ababda Fischer, Hirten, züchten Dromedare, fertigen Kunsthandwerk und verdienen ihr Geld mit Urlaubern. Mohamed nimmt die inzwischen sesshaften Beduinen gegen Faulpelzvorwürfe anderer Ägypter in Schutz: »Weniger aktive Menschen sind genau das Richtige für diese Umgebung mit ihren begrenzten Ressourcen.« Er, selbst kein Ababda, war bis zu seinem Rücktritt Direktor des Nationalparks. Grund seines in Ägypten ungewöhnlichen Schritts war eine Granitabbaugenehmigung der Regierung innerhalb des Nationalparks.

Das Wadi ist mit zahlreichen Nebentälern das weite Tal eines ausgetrockneten Flusses, der vor etwa 15.000 Jahren in den Bergen am fast 2.000 Meter hohen Gebel Hamata entsprang. Viele Erhebungen sind ehemalige Korallenriffe. Das wird schon beim ersten Stopp deutlich, wo Islam Mohammad Elsadek mehrere Korallen unter einer versteinerten Riffkannte präsentiert. Als Ranger begleitet der promovierte Marinebiologe Touren durch den Nationalpark, das ist Vorschrift. Mit dem Gorgonia Beach Resort fördert auch die KfW-Tochter Deutsche Entwicklungsgesellschaft den Ökotourismus im Wadi el Gemal.

Hier lebt die Arabische Wüste

Über 140 verschiedene Pflanzen und Sträucher wachsen hier, die Hälfte davon sind Heilpflanzen. Während Mohamed auf einen vorbeifliegenden Lannerfalken aufmerksam macht, weisen Islam und die Ababda auf Araksträucher hin und zeigen zähnefletschend, wie man deren Zweige nutzen kann: Salvadora persica ist der legendäre Zahnbürstenbaum. Da schmeckt das Putzen ganz ohne Plastiktube.

Die Karawanen, die hier in ptolomäischer Zeit entlang zogen, wussten es zu schätzen. Das Wadi el Gemal war ein wichtiger Kreuzungspunkt von Handelswegen, durch den die Karawanenroute von Koptos (Qift) am Nil zum Hafen Berenike (Baranis) am Roten Meer verlief. Lapislazuli aus Afghanistan, Elfenbein, Glasperlen und Teakholz aus Indien, Myrrhe aus dem Jemen, Holz der Libanonzeder und sogar Bernstein von der Ostsee wurden auf dem Rücken der Dromedare transportiert, schildert Mohamed.

Das Wadi selbst trug zum Warenverkehr bei. Die Ababda halten an einer Mine aus der Ptolomäerzeit neben den Ruinen der Unterkünfte der Arbeiter. Ptolemaios I. war ein Offizier Alexanders des Großen und Urahn der ägyptischen Pharaonendynastie. Die hier geförderten Smaragde waren die Lieblingssteine der letzten Ptolomäerkönigin Kleopatra. Die Ababda schauen sich nur kurz um, greifen in den Boden und präsentieren das grüne Gold. Die Smaragde sind zwar klein und haben keine Juwelierqualität, zeigen aber, dass die bis in die byzantinische Zeit aktive Mine noch nicht erschöpft ist. Mitnehmen ist streng verboten, darauf hat der Ranger ein Auge.

Gleich nebenan haben die Minenarbeiter zwei Tempel in den Fels gehauen und mit von Kobras bewachten Sonnensymbolen verziert. Archäologen der Neuzeit türmten Säulen aus Gestein auf, um den kleinen und den großen Tempel von Sikait, dem antiken Senskis, vor dem Einsturz zu bewahren. Am kleineren hat der italienische Abenteurer und Ägyptologiepionier Giovanni Battista Belzoni (1778 bis 1823) die Inschrift »Göttin Isis, Herrin von Senskis« entdeckt. Leider ist sie inzwischen verwittert, dafür entschädigt der Blick von den Tempeln auf die Ruinen der antiken Stadt. Besonders beeindruckt das große Verwaltungsgebäude mit zwei Stockwerken und hohen Mauern.

Das macht hungrig. Die Ababda-Beduinen parken ihre Landcruiser im Schatten einzeln stehender Akazien, an denen Dromedare knabbern und dem Namen des »Tals der Kamele« alle Ehre machen. Mit gesammelten Steppenrollern (Chamaechorien) und Akazienzweigen entfachen sie Feuer. Ein altes Stammesgesetz und die Nationalparkverwaltung untersagen das Abholzen der kostbaren Vegetation. Die Glutreste machen eine Mulde im warmen Wüstensand richtig heiß. Hinein kommt der mit »schwarzem« Roggenmehl in Pizzaform frisch zubereitete Teig des Gabani-Brotes der Ababda. Obendrauf noch eine Schicht Glut und der Backofen ist fertig.Auf einem anderen Feuer garen Paprika, Tomaten und Bohnen mit Zwiebeln, gewürzt mit Salz und Pfeffer. Das ist vegetarisch und alles andere als Fastfood. Die Ababda lehren ihre Gäste Geduld, Alkohol ist tabu. Dafür schmeckt ihr Ingwerkaffee umso besser. Die Ababda rösten frische, grüne Kaffeebohnen über dem offenen Feuer, mörsern sie mit getrocknetem Ingwer, um sie dann in der länglichen Jabana-Kanne aufzukochen. Das fertige Fladenbrot wird sorgfältig abgeklopft und in den Gemüseeintopf getunkt. Kein einziges Sandkorn ist an der krossen Kruste hängengeblieben; es schmeckt köstlich.

Noch mal so gut ist ein Abendessen im Wadi el Gemal, dann auch mit Hähnchen. Das helle Sternenzelt über der Wüste, wie es moderne Großstädter kaum noch kennen, ist ein wahres Wunder. »Der Himmel hier hat Millionen Sterne, das Gorgonia Beach Resort nur fünf«, kommentiert Mohamed Gad. Vom Wüstenhimmel fallende Sternschnuppen begleiten das Essen. Kein Licht-Smog stört ? was soll man sich da noch wünschen?

Weitere Informationen:

Ägyptische Botschaft, Stauffenbergstr. 6-7, 10785 Berlin, Tel. 030-4775470; Hohe Warte 50, 1190 Wien, Österreich, Tel. 0043-1-3708104; Elfenauweg 61, 3006 Bern, Schweiz, Tel. 0041-31-3528012, egypt.travel/de

Der Nationalpark Wadi el Gemal kostet pro Person zwei Euro Eintritt, wadielgemal.org

Im Gorgonia Beach Resort, Halayeb We Shalateen Rd, Qesm Marsa Alam, Rotes Meer, Ägypten, Tel. 0020-106-8801741-44, gorgoniabeach.com, gehen die Uhren anders. Damit Hotelgäste nicht zu früh im Dunkeln sitzen, »hinkt« die »Gorgonia-Zeit« der Kairos stets eine Stunde hinterher. Ungewöhnlich sind die 350 mit 45 Quadratmetern riesigen, Balkon- oder Terrassenzimmer. Sieben der 30 Hektar Hotelanlage sind Gärten, betreut von 40 der 342 Mitarbeiter. Aus dem deutschsprachigen Raum kommen 70 Prozent der Gäste.

Angeboten wird das Gorgonia von ETI, Dertour, FTI, ITS, Neckermann/Thomas Cook, Schauinsland Reisen und Tui in fast allen Reisebüros. Eine Woche All-inclusive mit Flug kostet pro Person etwa 600 bis 900 Euro, die beiden Spezialitätenrestaurants La Pizza und La Vela sind einmal wöchentlich eingeschlossen. Das Hotel mit Tauchbasis und 90 Rollstuhlfahrerzimmern und Lift ins Meer ist 110 Kilometer vom Flughafen Marsa Alam (RMF) und 350 Kilometer vom Flughafen Hurghada (HRG) entfernt.

Eine Alternative bietet das nahe Shams Alam Beach Resort (vier Sterne), 45 km Abu Ghouson Road South Marsa Alam, Marsa Alam 3104, Ägypten, shamshotels.com/shams-alam-beach-resort, zu Tagespreisen ab 66 Euro DZ-ÜF für 2 Personen.

Einreise: EU-Bürger und Schweizer benötigen für die Einreise Pass und ein Visum. Vom E-Visum für 22 Euro rät die Bundesregierung wegen technischer Probleme bislang ab. Visa bei Ankunft kosten mindestens 25 US-Dollar, die oft 1:1 in Euro umgerechnet werden. Reiseveranstalter schlagen ggf. drei Euro auf, wenn das Visum nicht im Reisepreis eingeschlossen ist. Weitere Hinweise, auch zur Sicherheit, beim Auswärtigen Amt, Bürgertel. 030-1817-2000 (montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr), auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender

(17.05.2018, srt)

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