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Wer Rom wie die Einheimischen erleben möchte, ist Trastevere goldrichtig

Wer Rom wie die Einheimischen erleben möchte, ist in Trastevere goldrichtig

Italien-UrlaubRom außerhalb der Touristenströme entdecken

Rom jenseits der Besuchermassen zu genießen, ist leichter als gedacht. Denn auch die zweite Garde unter den Sehenswürdigkeiten verspricht Wow-Erlebnisse.

»Unsere Straßen sind schon sehr, sehr alt«, entschuldigt sich Fabrizio, der mit seinem graumelierten Lockenkopf und dem klassischen Profil wie die lebendige Version einer antiken Statue daherkommt. Mit charmantem Grinsen rückt er den kleinen Bistrotisch zurecht, der auf dem römischen Holpersteinpflaster beständig hin und her klappert und den Caffè in den dickwandigen Tassen zum Schwappen bringt. Ja, Roms Straßen mit den blankpolierten Sanpietrini-Steinen sind tatsächlich alt – vieles in der ewigen Stadt ist alt, sehr alt sogar. Einiges ist deshalb von unschätzbarem Wert. Anderes zeigt diese unverwechselbare charmante Patina, die diese Stadt so liebenswert macht. Gründe genug also, um Rom zum touristischen Dauerbrenner zu machen.

Die gute Nachricht: Es ist kinderleicht, den Touristenströmen zu entgehen, denn Rom bietet eine derartige Fülle an weltweit gefeierten Attraktionen, dass viele grandiose Sehenswürdigkeiten in die zweite Reihe rücken und schon fast ein Nischendasein führen. Ein paar Gassen jenseits der ganz großen Touristenshow, im Stadtviertel nebenan oder am Abend, wenn die Reisegruppen abgezogen sind, zeigt die Stadt wie eh und je ihren Zauber.

Trastevere – Genießer wohnen »jenseits des Tiber«

Wer es authentisch mag, wohnt in Rom am besten in Trastevere, diesem fast dörflichen, mittelalterlich-malerischen Viertel mit den kleinen Gassen, unzähligen Restaurants, coolen Bars und kleinen Shops. Von Großstadt-Hektik keine Spur. Wer hier lebt, ist Genießer. Morgens schlappen die Römer zum Brötchen holen, mittags genehmigen sie sich ihre Pasta samt kühlem Weißwein in einem Straßenbistro und abends warten sie geduldig vor den angesagten Restaurants, bis irgendwo ein Minitischchen frei wird. Wer Rom wie die Einheimischen erleben möchte, ist hier goldrichtig. Nur die großen Plätze wie den Piazza Santa Maria sollte man meiden, wenn man nicht in einem überteuerten Touristenladen landen möchte. Besser man schaut nach einer versteckten Gasse. Dort ist die Atmosphäre perfekt, die Antipasti, Filetti und Spaghetti sind hervorragend und die Preise moderat. Auch logistisch liegt Trastevere, was übrigens »jenseits des Tiber« bedeutet, ideal. Das historische Zentrum ist gut zu Fuß zu erreichen. Laufmüde nehmen die Straßenbahn oder ein Taxi.

Sonnenuntergang – am schönsten vom Hügel

In Rom scheint es mehr Verliebte zu geben als anderswo auf der Welt. Überall schlendern Pärchen eng umschlungen durch die Gassen und sitzen Händchen haltend auf Brückengeländern oder Brunnenmauern. Noch größer wird die Verliebtenquote in den romantischen Abendstunden, die man am besten auf einem Hügel verbringt. Große Reisegruppen haben die besten Aussichtsplätze um diese Zeit bereits verlassen. Den schönsten Sonnenuntergang erlebt man auf dem Monte Pincio, den man von der Piazza del Popolo über einen imposanten Treppenaufgang erklimmen kann. Der Blick auf den Platz mit dem Obelisken, auf den Tiber und den Petersdom ist grandios. Der bevorzugte Sonnenuntergangshügel der Einheimischen ist der Aventin. Hier wandelt man durch einen Orangengarten, lauscht Jazzmusikern und schaut gebannt auf die Stadt, die sich langsam golden färbt. Wer in Trastevere wohnt, hat es nicht weit zum Gianicolo, der ebenfalls einen atemberaubenden Blick auf Rom bietet. Wer die Treppen auf den Hügel geschafft hat, wird nicht nur mit einer fantastischen Kulisse belohnt, sondern fühlt sich beim Anblick des mächtigen Brunnens geradewegs in den Sorrentino-Film »La Grand Bellezza« hineinversetzt, dessen Eröffnungsszene hier gedreht wurde. Man kann jedoch auch zur Terrazza Caffarelli auf dem Kapitol pilgern. Das Café auf der Dachterrasse steht auch Gästen offen, die nicht Museumsbesucher sind, und bietet das volle Panorama auf die ewige Stadt.

Testaccio – Foodtour im »Normalo«-Viertel

Wem Trastevere bereits zu voll ist, der sollte einen Ausflug ins benachbarte Testaccio unternehmen. Nur wenige Touristen verirren sich in das ruhige und unaufgeregte ehemalige Arbeiterviertel. Vor allem Feinschmecker kommen auf ihre Kosten. Für den perfekten Start zu einem kulinarischen Spaziergang bietet sich die Pasticceria Barberini an der Via Marmorata an. Livrierte Kellner wuseln hinter dem Tresen in dem winzigen Café, häufen Minitörtchen auf die Teller und lassen wie am Fließband Espresso aus der Maschine strömen. Hier finden sich die Normalos des Viertels ein – vom Familienvater mit Kleinkind auf dem Arm über Freundinnen, die sich zu einem Schwätzchen treffen, bis zu Jugendlichen, die sich ebenfalls gerne eines der köstlichen Küchlein genehmigen. Gleich neben dem Barberini wartet ein weiterer Gourmettipp: das Volpetti, ein Feinkostladen, der über und über mit Köstlichkeiten gefüllt ist. Um die Ecke ist die Taverna Volpetti, in der dicke Schinken unter der Decke hängen. Hier lässt es sich – zu sehr moderaten Preisen – vom Feinsten schlemmen. Als Geheimtipp in Testaccio wird zu Recht Trapizzino gehandelt, das genau genommen ein Take-away ist. Raffiniert gewürzte Füllungen aus Fleisch, Gemüse und Sauce werden in knusprigen Brotecken serviert. Wer möchte, erhält einen Ständer für die Spezialsandwiches und kann diesen ins Lokal nebenan mitnehmen. Für einen Nachtisch schlendert man am besten einfach durch die Gassen und hält nach der nächsten Eisdiele Ausschau – lecker ist es in allen.

Kunst mal anders – berühmte Gemälde an versteckten Orten

Selbst Kunstbanausen reizt es zuweilen, einmal eines der ganz großen Werke zu bestaunen, ein Gemälde von Michelangelo etwa oder eines von Botticelli oder Raffael. Klar kann man versuchen, ein Zeitfenster in der Sixtinischen Kapelle zu ergattern und sich umdrängt von Menschen dem Kunstgenuss hinzugeben. Doch in Rom geht das auch viel einfacher und ganz stressfrei. Ein wunderbarer Tipp ist ein Besuch der Villa Farnesina in der Via della Lungara in Trastevere. Ein reicher toskanischer Bankier ließ sie bauen und mit kostbaren Wandgemälden versehen. Nur wenige Besucher wandeln durch die Hallen, so dass man die Gemälde von Raffael und seinen Mitstreitern ganz für sich hat. Einer der großen Malerpersönlichkeiten ist auch Caravaggio, ein von Legenden umrankter Künstler des Frühbarocks. Drei mächtige Gemälde des Italieners sind in einer Kapelle der Kirche San Luigi dei Francesi nahe des Piazza Navona zu sehen. Allerdings sollte man 1-Euro-Stücke bereithalten, denn nur gegen Geld wird die Kapelle beleuchtet. Wer ungestört von Menschenmassen eines der zarten harmonischen Gemälde von Raffael studieren möchte, kann das in der Kirche Santa Maria della Pace machen. Im Kreuzgang nebenan lädt übrigens ein verstecktes Café mit angegliedertem Bookshop zu einer kunstsinnigen Pause ein.

(17.08.2018, srt)

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