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Insel-Feeling ohne Auto##Foto: orangejon, Flickr

Insel-Feeling ohne Auto

Foto: orangejon, Flickr

ITALIEN Wandern auf Ischia am Golf von Neapel

Bisher ist die Insel im Golf von Neapel vor allem für ihre Thermalquellen bekannt. Jetzt entdecken auch Wanderer die vielfältige Insellandschaft.

»In Ligurien gibt es schon Warteschlangen auf den Wanderwegen«, lästert Biagio, bevor er mit der deutschen Gruppe zur Tour zum kleinen Bergort Piano Liguori im Südosten der Insel Ischia aufbricht. »Bei uns begegnet ihr keinem Menschen.«

Die Wanderung beginnt im Ort Vatoliere. Vorbei an der kleinen Wallfahrtskirche von Montevergine geht es auf Trampelpfaden durch Gemüsegärten mit Bohnen, Tomaten und Kartoffeln. Hier wird jeder Quadratmeter der fruchtbaren Vulkanerde genutzt. Über einen Waldweg erreichen wir die Steilküste. Tief unten liegt eine einsame, nur vom Meer zugängliche Kiesbucht. Durch eine natürliche Schlucht steigen wir nach oben auf das 350 Meter hohe Plateau der Landzunge.

»Seid ihr alle schwindelfrei?«, fragt Biagio. Denn nun teilt sich der Weg in einen schmalen Pfad direkt am Abgrund und einen durch die Weinberge weiter landeinwärts. Die Gruppe entscheidet sich für den zweiten. Mit Blick auf das tiefblaue Meer geht es vorbei an Rebstöcken und Tomatenbeeten. An einer Weggabelung biegt Biagio nach rechts ab. Vorbei an einem verrosteter Motorroller und ein paar einfachen Steinhäusern führt er die Urlauber über eine mit Wäscheleinen zugehängte Dachterrasse zu einem versteckten Landgasthof.

Auf der Panoramaterrasse tischt der Gastwirt Bruschetta auf: geröstetes Weißbrot mit Tomaten in Olivenöl. Dazu gibt es Salami, Schinken, Käse, Oliven und selbstmachten Wein. In der Ferne zeichnet sich die Silhouette des Vesuv ab, rechts kann man die markanten Felsen von Capri erkennen. Gestärkt und gut gelaunt steigt die Gruppe durch die Weingärten ab zum Ort Campagnano. »Wir sind tatsächlich keinem anderen Wanderer begegnet«, stellt eine Mittvierzigerin am Ende der Tour fest. »Aber allein hätten wir den Weg auch nie gefunden.«

Bisher sind nur wenige Wanderrouten auf Ischia markiert. Ob beim Aufstieg auf den zerklüfteten Tuffsteingipfel des Epomeo (789 m), ob bei der Tour durch die erloschenen Vulkankrater oder bei der Wanderung in den Kastanienwäldern mit ihren Höhlenwohnungen und Eislöchern - einfach ist es nirgendwo, den richtigen Weg zu finden.

Das hat Michele Iacono bereits vor einigen Jahren erkannt. »Die Wanderwege der Eidechse« heißt die kleine Broschüre, in der der Gemeinderat von Barano und Besitzer des Hotels Hotel Parco Smeraldo Terme vier markierte Routen beschreibt. Zu jedem Weg gibt er Hinweise auf Restaurants und typische Produkte, die man unterwegs erstehen kann.

Der Selbstversuch auf dem »Wanderpfad des großen Kraters« entpuppt sich jedoch als kleines Abenteuer. Vom Ort Faiano geht es zunächst beständig bergauf in einen dichten Kastanienwald. Die Suche nach den roten Wegmarkierungen gleicht immer mehr einer Schnitzeljagd. Manche sind verblichen oder überwuchert. Das Gebüsch wird immer dichter. Dann zeigt ein Schild zur Sorgente di Buceto. Mannshohe Sträucher säumen den Trampelpfad, von der Quelle keine Spur. Erst an einem Steilhang taucht wieder eine Markierung auf und weist den Weg zurück nach Faiano.

Im nächsten Jahr soll alles besser werden. Dann soll sich ein Netz von markierten Wanderwegen über die ganze Insel erstrecken. »Wir haben 24 Wanderrouten festgelegt und werden sie markieren«, sagt Giampaolo Castagna, Besitzer des Familienhotels Terme La Pergola in Casamicciola. »Damit wollen wir Ischia attraktiver für neue Gästegruppen machen.« Hinter der Initiative stehen die Hotelvereinigung und die in der Vereinigung »Strade del Vino e dei Sapori« (Wein- und Genießerstraßen) zusammengeschlossenen Bauern. Geld gibt es auch von Provinzregierung.

Ein neuer Wanderweg soll dann auch von Castagnas Weinberg bis zum Gipfel des Epomeo führen. Vor ein paar Jahren hat der Hotelier mit seinen beiden Brüdern ein fünf Hektar großes Grundstück am Fuß des Berges gekauft, mit traditionellen Steinmauern terrassiert und Wein angebaut. Künftig können auch Wanderer an den neuen Steintischen Rast machen, den Blick bis zum Festland genießen und den hauseigenen Wein probieren.

Vor 50 Jahren lebte Ischia noch fast ausschließlich vom Wein. Dann kam der Thermaltourismus. Heute haben sich einige Winzer wieder auf hochwertige Weiß- und Rotweine spezialisiert. Wegen der geringen Fläche und des oft unwegsamen Geländes ist der Weinbau jedoch mühsam. So wachsen die Trauben für den Weißwein Vigna di Chignole an einem steilen Berghang oberhalb des Ortes Forio. Die sonnige Westlage verleiht dem Wein eine intensiv gelbe Farbe und ein blumiges und würziges Bukett.

Ambrogio Iacono, der den Weinberg von seinen Großeltern übernommen hat, erinnert sich noch, wie sie die schweren Körbe mit den Reben über die steilen Pfade schleppen mussten. Heute nutzt der Ischiataner eine urige, mit einem Moped-Motor betriebene Einschienenbahn, um die hoch gelegten Terrassen zu bewirtschaften. Gekeltert und gelagert wird in den Tuffsteinkellern der Cantina di Pietratorcia. Im nächsten Jahr, so hofft Iacono, werden mehr Wanderer den Weg zu ihm finden unter die romantische Weinlaube.

Weitere Informationen:
Der nächste Flughafen ist Neapel, der von Lufthansa, Air Berlin und Tuifly angeflogen wird. Ab Neapel und Pozzuoli verkehren regelmäßig Fähren und Schnellboote nach Ischia Porto und Casamicciola.

Preisbeispiel: Eine Woche im Hotel Terme La Pergola in Casamicciola gibt es bei Tui im Oktober ab 778 Euro pro Person inklusive Halbpension, Transfer und Flug.

Wandern: Ein umfangreiches Wanderprogramm mit deutschsprachigem Wanderführer bietet San Pancrazio Viaggi in Lacco Ameno an, Tel. 0039/081/980248, Fax 900739, www.sanpancrazioviaggi.it. Die Wanderungen kosten inklusive Mittagsimbiss 25 bis 36 Euro.

(Dezember 2010, Bärbel Schwertfeger, srt)

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