Luftbrücke Rückholaktion für festsitzende Deutsche gestartet
Die Bundesregierung hat eine beispiellose Rückholaktion für Tausende Deutsche gestartet, die wegen der Coronakrise im Ausland gestrandet sind.
Außenminister Heiko Maas sprach von einer «Luftbrücke» vor allem für Urlauber in Marokko, der Dominikanischen Republik, den Philippinen, Ägypten und auf den Malediven. Für die in den nächsten Tagen geplanten Rückholflüge will die Regierung bis zu 50 Millionen Euro ausgeben.
Weltweite Reisewarnung
Gleichzeitig sprach Maas eine formelle, weltweite Reisewarnung für touristische Reisen aus. Auch das hat es so noch nicht gegeben. Reisewarnungen werden normalerweise nur bei Gefahr für Leib und Leben ausgesprochen, vor allem für Bürgerkriegsländer wie Syrien, Afghanistan oder den Jemen. Sie können kostenlose Stornierungen ermöglichen.
Bisher hatte die Regierung nur von nicht notwendigen Reisen ins Ausland abgeraten und nur vor Reisen in die chinesische Ursprungsregion des Coronavirus gewarnt. «Wir müssen verhindern, dass weitere Deutsche im Ausland stranden», begründete Maas den ungewöhnlichen Schritt. «Bitte bleiben sie zu Hause!»
In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Länder wegen der rasanten Ausbreitung des Virus Grenzen dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen zu den Hauptrisikoländern gehört, sind deutsche Reisende besonders stark von den Einschränkungen betroffen.
Allein in Marokko sind es nach Angaben von Maas 4000 bis 5000 Personen. Die Regierung in Rabat hatte am Sonntag bis zum 31. März fast alle internationale Verkehrsverbindungen - Flüge und Fähren - eingestellt. Nach Angaben des Auswärtigen Amts fliegt nur noch Air France von einigen Flughäfen ins Ausland.
Die Dominikanische Republik in der Karibik hat seit Montag (16. März) für einen Monat alle Flüge von und nach Europa ausgesetzt. Am Donnerstag wird Ägypten folgen. Zunächst bis zum 31. März werden alle internationalen Flugverbindungen ins Ausland gestrichen. Längst nicht allen Touristen dürfte es gelingen, ihre Flüge rechtzeitig umzubuchen.
Pauschaltouristen werden zurückgebracht
«Der weltweite Passagierverkehr hat sich in den letzten Tagen massiv reduziert, und wir gehen davon aus, dass das nicht das Ende der Entwicklung ist», sagte Maas. Geplant ist nun, dass Flugzeuge gechartert werden, um vor allem Pauschaltouristen zurück nach Hause zu bringen. «Für diese Luftbrücke werden die Anbieter zusammen mit uns Flüge bereitstellen.»
Die Gestrandeten würden «im Laufe der nächsten Tage» zurückgeholt, sagte Maas. Er bat aber auch um etwas Geduld: «Wir bitten um Verständnis, auch wenn wir alles Menschenmögliche tun, dass wir nicht in jedem Fall eine 24-Stunden-Lösung vorhalten können.»
Für die Rückführung der Deutschen aus dem besonders stark betroffenen Marokko hat der Reiseveranstalter TUI nach Angaben des Auswärtigen Amts schon erste Flüge organisiert. Wegen der massiven Einschränkungen der Linienflüge weltweit gebe es ausreichend Kapazitäten für die Charterflüge, sagte Maas. Sie sollen vor allem von der Lufthansa durchgeführt werden.
Betroffene können sich auf der Internetseite des Auswärtigen Amts über die weiteren Planungen informieren und sich in eine Krisenvorsorgeliste eintragen. So will das Ministerium einen Überblick darüber bekommen, wie viele Leute zurückgeholt werden müssen. Maas sprach von einem «einmaligen Programm» und machte damit deutlich, dass es zu einem späteren Zeitpunkt doch deutlich schwieriger sein wird, nach Deutschland zurückzukehren.
Touristen auf den Balearen sollen Inseln verlassen
Die Regionalregierung der Balearen hat alle rund 25.000 auf Mallorca und den anderen spanischen Inseln noch verbliebenen Touristen dazu aufgerufen, schnellstmöglich in ihre Heimat zurückzukehren. Es mache keinen Sinn, dass die Menschen in den Hotels eingesperrt blieben, sagte Regionalpräsidentin Francina Armengol in einem Interview des Radiosenders «Cadena Ser».
Man arbeite an einer «Operation Rückkehr» für alle ausländischen und spanischen Besucher der Inseln, sagte sie. Wie andere Regionen Spaniens erwägen auch die Balearen, einige Hotels zu Krankenhäusern umzufunktionieren. Armengol appellierte außerdem erneut an die Zentralregierung, die Schließung aller Häfen und Flughäfen der Balearen anzuordnen. Mit dieser Maßnahme wäre es «viel einfacher», die Coronavirus-Epidemie zu bekämpfen, beteuerte sie. Die Behörden zählten auf den Balearen bisher bereits mehr als 70 Menschen, die sich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert haben.
Am Montag (16. März) waren bereits 25 Sonderflüge von den Balearen-Flughäfen vor allem Richtung Deutschland und England gestartet. Gleichzeitig wurden aber nach Behördenangaben auch 67 reguläre Flüge storniert. Die Streichungen und Überbuchungen hätten vor allem auf dem Flughafen von Palma de Mallorca beträchtliche Sorge und Unruhe unter Touristen ausgelöst, die zurück in die Heimat wollten, berichtete die Regionalzeitung «Diario de Mallorca».
Das Auswärtige Amt startete eine Rückholaktion für Tausende Deutsche, die wegen Reisebeschränkungen in der Coronavirus-Krise im Ausland festsitzen. Dafür werden nach Angaben von Außenminister Heiko Maas bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
(17.03.2020, dpa)