
Norbert Fiebig ist Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV)
Foto: DRVTerror Für Tourismus eine Herausforderung
Der Terror ist eine große Herausforderung für den Tourismus. Weil er Urlauber verunsichert, beliebte Länder wie Ägypten und Tunesien destabilisiert - und weil er Vorurteile gegen Muslime und den Islam schürt. Das erklärt der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig.
Für Pegida-Anhänger hat er eine klare Botschaft: Einfach mal ein muslimisches Land besuchen!
Wir haben gesehen, dass der Terrorismus immer näher an uns heranrückt. Was jetzt in Paris passiert ist, hat nichts mehr mit dem gezielten Angriff auf Touristen zu tun, um die Wirtschaft und damit die Gesellschaft eines Landes zu destabilisieren - wie das in Tunesien der Fall war. Die Anschläge von Paris waren wahllos. Wir werden mit dieser höheren Gefährdung leben müssen, auch in unserem eigenen Land. Unseren Lebensstil nicht zu verändern, ist die einzige Antwort darauf.
Ich glaube nicht daran, dass sich der Terror langfristig auf das Reisen auswirken wird. Es wird aber Verlagerungen bei der Wahl der Reiseziele geben. Gänzlich vom Reisen abschrecken lassen sich die Deutschen nicht. Wenn wir jetzt nicht mehr in den Urlaub fahren, tun wir genau das, was die Terroristen wollen. Wir werden also trotzdem reisen.
Eine neue Bewertung der Sicherheitslage durch das Auswärtige Amt liegt derzeit nicht vor. Das Auswärtige Amt verfügt über eine Fülle von Informationen, unter anderem auch der Sicherheitsdienste. Es ist die einzige Stelle, die eine neutrale Bewertung der Sicherheitslage für Deutsche im Ausland geben kann. An dieser Bewertung orientieren sich die Reiseveranstalter.
Antwort: Ich würde nicht von Angst, sondern von Irritation sprechen. Die Analysen und Entscheidungen der Auswärtigen Ämter in Europa zu Risiken und Gefahren sind nicht immer gleich. Das ist einem Urlauber in der Tat schwer zu erklären. Es wäre sicher einfacher, wenn es ähnliche oder gleiche Empfehlungen der großen Länder geben würde.
Der Kunde muss und darf selbstverständlich selbst entscheiden, wohin er reist. Wenn er ein schlechtes Gefühl hat, weil er sich nicht sicher fühlt, fährt er woanders hin. Wir als deutsche Reiseindustrie haben aber auch ein solidarisches Interesse. Wir wollen gebeutelte Länder wie Tunesien und Ägypten nach Möglichkeit unterstützen. Das können wir leisten, wenn möglichst viele dorthin reisen.
Ja, das kann sein. Ich hoffe aber sehr, dass wir diese Entwicklung nicht sehen werden. Wir tun den islamisch geprägten Ländern damit Unrecht. Uns ist nicht damit gedient, wenn diese Gesellschaften instabil werden, weil der Tourismus ausbleibt. Wenn die Menschen dort Arbeit haben, dann ist das Terrorrisiko geringer. Der Tourismus ist auch eine Form von Entwicklungshilfe.
Persönliche Erfahrung hilft, Vorurteile zu vermeiden. Wenn ich mir Ägypten anschaue, dort auf den Markt gehe, den Menschen in ihrem Alltag begegne und einen erfahrenen Reiseleiter habe, der mich mit Land, Leuten und Kultur vertraut macht, dann merke ich: Das hat nichts mit dem Schreckensbild eines islamistischen Terroristen zu tun. Von daher ist es gut, wenn muslimische Länder bereist werden.
(23.11.2015, dpa)
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