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Ist Philippinen-Insel Boracay ist laut dem Präsidenten Rodrigo Duterte mittlerweile zu einer »Kloake« verkommen. Nun wird sie für mindestens sechs Monate geschlossen

Ist Philippinen-Insel Boracay ist laut dem Präsidenten Rodrigo Duterte mittlerweile zu einer »Kloake« verkommen. Nun wird sie für mindestens sechs Monate geschlossen

Philippinen Insel Boracay jetzt für sechs Monate dicht

Für manche war Boracay die »schönste Insel der Welt«. Jetzt ist sie für mindestens sechs Monate dicht.

Die letzten Stunden war es an den weißen Stränden von Boracay noch einmal wie immer. Ein warmer Sommerabend, ein Bad im Pazifik, Abendessen unter Palmen, dazu laute Musik, ein großes Feuerwerk sogar.Nun ist es mit der Party vorbei. Wegen massiver Probleme mit dem Umweltschutz ist Boracay, das Top-Reiseziel unter den mehr als 17 500 Inseln der Philippinen, seit Donnerstag (26. April) für alle Urlauber geschlossen. Das Besuchsverbot gilt zunächst einmal bis November. Aber wer weiß das hier schon genau.

Statt der Touristen haben nun Hundertschaften Polizei und Armee das Kommando übernommen. Die Küstenwache kontrolliert mit Booten, ob jemand ins Wasser geht. Die Soldaten tragen Maschinengewehre im Anschlag. An den Anlegestellen der Fähren darf nur noch an Land, wer nachweisen kann, dass er hier seinen Wohnsitz hat. 2017 wurde Boracay vom Reisemagazin «Condé Nest Traveler» noch zur «schönsten Insel der Welt» gekürt. Jetzt ist es eine No-Go-Area.

Die Schließung der Insel wurde vom philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte persönlich angeordnet, der international bislang eher durch einen brutalen Anti-Drogen-Krieg als durch Umweltschutz bekannt wurde. Duterte empörte sich über ein Video vom Bolabog Beach, einem der drei wichtigsten Strände. Darauf war zu sehen, wie schwarze Brühe aus einem Abwasserrohr direkt ins Meer geleitet wurde. Dahinter konnte man Kite-Surfer übers Wasser rasen sehen.

Wenn man ins Wasser geht, stinkt es

Duterte nannte die Insel öffentlich eine «Kloake». «Aus der Ferne ist Boracay sehr schön. Aber wenn man ins Wasser geht, stinkt es. Und nach was? Nach Scheiße.» Mehr Rufschädigung geht eigentlich kaum, und so drastisch würde das von den 40 000 Inselbewohnern, die hauptsächlich vom Tourismus leben, wahrscheinlich nicht jeder ausdrücken. Aber insgeheim geben viele dem Präsidenten recht.

Boracay - 300 Kilometer im Süden der Hauptstadt Manila - hat in den letzten Jahren eine Entwicklung durchgemacht, wie sie in Südostasien auch viele andere Inseln hinter sich haben. Anfang der 1980er Jahre war das gerade einmal zehn Quadratkilometer Eiland noch ein Geheimtipp für Rucksack-Urlauber aus aller Welt. Die Hütten wurden noch aus Bambus gebaut, mit Kokospalmblättern als Dach. Wer eine Pause vom Strand wollte, konnte im Wald auf der Nordseite Flughunde und Fruchtfledermäuse zu beobachten.

Heute gibt es mehr als 4500 Hotels, Gaststätten und sonstige Geschäfte, die vom Tourismus leben. Im letzten Jahr wurden mehr als zwei Millionen Besucher gezählt. Viele Bauten wurden illegal errichtet, schnell hochgezogen aus Beton. Auf den Straßen staut sich der Verkehr, am Rand liegt haufenweise Plastikmüll. Im Meereswasser finden sich extrem viele E.coli-Bakterien, die auch im menschlichen Darm vorkommen. So etwas wie eine funktionierende Kanalisation gibt es nicht.

Inzwischen verdienen die allermeisten Leute ihr Geld mit Urlaubern. Aber dass das so nicht weitergehen konnte, wissen sie auch. «Hier sind leider viele gierig geworden», sagt Djila Winebrenner, die selbst ein kleines Hotel besitzt. «Dass die Insel jetzt geschlossen und aufgeräumt wird, ist letztlich eine gute Sache.» Die gemeinnützige Boracay-Stiftung findet ebenfalls, dass die Schließung nicht mehr zu vermeiden war. «Die maximale Aufnahmefähigkeit war einfach erreicht», sagt ihre Chefin Nenette Graf.

Andere halten Dutertes Dekret trotz aller Probleme für übertrieben. Wie Rashdee Sultan, der seine siebenköpfige Familie mit dem Verkauf von Sonnenbrillen und Schmuck über Wasser hält. «Es ist sehr traurig, was jetzt mit Boracay passiert. Die Insel war ein gutes Zuhause für uns.» Was er die nächsten Monate machen wird, weiß er noch nicht. Vielleicht muss er wegziehen.

Insulaner verlieren mindestens 400 Millionen Euro

Manche meinen, dass genügt hätte, statt eines totalen Besuchsverbots die Probleme nach und nach zu lösen. Geschätzt wird, dass den Insulanern mindestens 400 Millionen Euro an Einnahmen entgehen. Die Regierung hat etwa 40 Millionen Euro Finanzhilfen versprochen. Wie das Geld verteilt wird, weiß man allerdings noch nicht.

Das nächste halbe Jahr soll nun genutzt werden, um gründlich aufzuräumen. Am Donnerstag waren außer den Soldaten auch schon die ersten Bautrupps zu sehen. Hotels und Restaurants schickten ihre Angestellten, die sonst nicht mehr zu tun hatten, zum Großreinemachen an den Strand. Wie ihre Zukunft aussieht, davon haben die meisten keine Ahnung.

Hotelbesitzerin Djila Winebrenner ist trotzdem zuversichtlich, dass alles ein gutes Ende haben wird. «Boracay ist wirklich etwas Besonderes. Die Infrastruktur ist eine Katastrophe, aber die Insel hat einen Zauber. Wir sind bestimmt die schönste Kloake der Welt.»

(26.04.2018, dpa)

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