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Wer Sitzplätze im Flugzeug reserviert, zahlt bis zu 400 Euro extra

Wer Sitzplätze im Flugzeug reserviert, zahlt bis zu 400 Euro extra

 

Was Fliegen teurer macht Sitzplatz-Reservierung und Gepäck bringen Airlines Geld

Wer beim Buchen nicht genau hinschaut, zahlt beim Ticketkauf kräftig drauf: Selbst für normale Sitzplätze wird mittlerweile häufig kassiert, XL-Sitze und Übergepäck gehen auf der Fernstrecke richtig ins Geld.

Was waren das noch für Zeiten, als bei den Linienfluggesellschaften in einem Economy-Class-Ticket einfach alles inbegriffen war – die Sitzplatzwahl, Essen, Getränke und ein großzügiges Gepäckvolumen. Mittlerweile treibt auch auf der Langstrecke der Preiskampf immer neue Blüten. Was die Billigflieger einst einführten, wird zunehmend auch von den Linienfluggesellschaften praktiziert: Im Kampf um die vorderen Plätze wird auf den Preisvergleichs-Websites alles Mögliche aus den Tarifen herausgerechnet – um es im Buchungsprozess Schritt für Schritt wieder draufzuschlagen. Über 80 Milliarden Dollar pro Jahr nehmen die Airlines mittlerweile mit diesen Zusatzleistungen ein. Selbst renommierte Carrier schrecken nicht davor zurück, mit ganz normalen Leistungen Umsätze zu machen. Vergleichbarkeit und Transparenz bleiben dabei auf der Strecke.

Das haben wir bei unserem Test gemerkt. Für einen Flug von Frankfurt nach Bangkok haben wir bei zwei Dutzend Airlines die Standardleistungen Gepäck, Sitzplatz und Verpflegung recherchiert. Nur wer sich beim Gepäck im normalen Rahmen bewegt und keinen Sitzplatz reservieren möchte, der kommt bei fast allen Airlines ohne Zusatzkosten aus. Auch das Essen ist auf der Langstrecke bisher immer gratis, das gilt auch für die bis zu zwei Dutzend SonderMenüs, die man vorbestellen kann. Lediglich bei den Getränken gibt es ein paar wenige Ausnahmen, nur bei Condor und SAS müssen Passagiere für alkoholische Getränke zahlen.

Darüber hinaus wird’s diffizil, vor allem bei den Kampfpreisen der arabischen Airlines. Kein Wunder: Emirates muss zusehen, ihre Maschinen voll zu bekommen; schließlich betreibt die Golfairline mit 165 Maschinen vom B 777 und 104 Airbus A 380 eine der weltgrößten Flotten. Etihad hat diverse Tarifklassen und seit Juli 2018 die kostenpflichtige Sitzplatzreservierung für alle Economy-Tarife eingeführt. Anders bei Qatar Airways: Die Sitzplatzreservierung bleibt gratis, der Koffer darf stets 30 Kilogramm wiegen und die Mahlzeiten sollen in Zukunft noch etwas größer ausfallen.

Sitzplatzreservierung immer seltener gratis

Als erstes haben wir recherchiert, was eine Sitzplatzreservierung kostet. Zu unserer Überraschung gab es im Test mit Asiana, Oman Air, Qatar Airways und Thai Airways nur noch vier Airlines, die diesen Service grundsätzlich kostenlos anbieten. Dazu kommen Air India und SAS, in denen Plätze zumindest in den hinteren Reihen kostenlos reserviert werden können. Bei Emirates und Singapore Airlines sind Sitzplatzreservierungen nur bei Billigtarifen kostenpflichtig. Gratis sind Sitze auch bei Aeroflot, Cathay, Korean, Turkish Airlinesund Vietnam Airlines, aber Billigtarife sind von der Sitzplatzreservierung ausgeschlossen.

Am teuersten war die Buchung von Standardsitzen in unserem Test für einen Bangkok-Flug bei Emirates (€ 100), denn wegen der Umsteigeverbindungen werden die € 25 pro Strecke gleich viermal kassiert. Wegen der Zubringer besonders teuer waren Reservierungen auch bei Austrian und Swiss (€ 90) sowie bei British Airways (€ 80). Während sich bei Airlines wie Emirates der Vergleich mit dem nächsthöheren Tarif (inkl. Sitzplatz) lohnen kann, hat man bei Airlines wie Lufthansa & Co keine Wahl; nur wer mit der Reservierung bis zum Online-Check-in kurz vor Abflug wartet, muss nichts zahlen – und sich bei der Auswahl mit dem begnügen, was übrig ist. Vor allem für Familien dürfte das keine angenehme Option sein.

Richtig teuer wird es bei Sitzen am Notausgang. Bei knapp einem Drittel der Airlines ließen sich die sogenannten XL-Sitze mit besonders viel Beinfreiheit gar nicht reservieren. Bei einigen Airlines ist dies den Fluggästen mit teureren Flugtarifen vorbehalten, bei anderen ist es prinzipiell nicht möglich. Hier werden die Sitze an den Notausgängen erst am Check-in vergeben, so wie es aus Sicherheitsgründen früher alle Airlines machten, weil an den Notausgängen nur Passagiere sitzen dürfen, die im Fall der Fälle auch in der Lage wären, die sperrigen Türen zu öffnen. Heute machen die meisten Gesellschaften die geräumigen Reihen an den Notausgängen zu Geld. »Spitzenreiter« im Test waren Etihad (€ 407), Cathay Pacific (€ 370), Emirates (€ 320), Asiana (€ 280) sowie Austrian und Swiss (€ 250) – was in der Spitze fast einer Verdopplung des Flugpreises gleichkommt. Am günstigsten waren Air India (€ 122) und Air France/KLM (€ 140). Aufgepasst: XL-Sitze lassen sich bei Codesharing-Flügen i.d.R. nicht im Voraus buchen, auch gelten meist die Gepäckregeln der durchführenden Airline. Dabei ist der gebuchte Sitzplatz nicht einmal garantiert: Wird der Flugzeugtyp gewechselt oder der Flug storniert, muss das Geld umständlich zurückgefordert werden. Und sollte sich am Gate herausstellen, dass der Passagier die körperlichen Voraussetzungen nicht mitbringt, um im Notfall mitzuhelfen, ist das Geld sogar futsch.

Von 54 kg Freigepäck bis Hunderte Euro Zusatzkosten

Als drittes Kriterium haben wir die Kosten für Übergepäck auf dem Hin- oder Rückflug überprüft. Wer sich beispielsweise im Urlaub großzügig mit preiswerter Kleidung, mit Büchern, Geschenken oder Souvenirs eingedeckt hat, kommt erfahrungsgemäß schnell auf 40 Kilogramm Gepäck für den Rückflug. Den Großteil davon kann man gratis mitnehmen, denn in der Regel sind 23 Kilogramm aufgegebenes Gepäck plus acht Kilogramm Handgepäck frei. Das werbewirksame Angebot von British Airways, 2 x 23 Kilogramm als Handgepäck mitzunehmen, ist in der Praxis kaum umzusetzen. Solche Mengen kriegt niemand verpackt, bewegt und in die Gepäckfächer gehievt; besser sind bei BA ein aufgegebener Koffer (23 kg) und 17 kg Handgepäck. Besonders großzügig ist auch die Gepäckregelung bei Air India: 2x 23 Kilogramm aufgeben plus 8 Kilogramm Handgepäck. 30 Kilogramm einchecken darf man bei Cathay Pacific, China Airlines, Oman Air, Qatar Airways, Singapore Airlines, Thai Airways undVietnam Airlines, bei Emirates und Etihad nur nicht im Billigtarif. Mit rund 7 Kilogramm Handgepäck und einer Laptop- oder Handtasche von 3–5 Kilogramm hat man die 40 Kilogramm hier schon verpackt.

Reicht das nicht, geht es an den Übergepäckschalter. Ein Kilogramm Übergepäck kostet auf der Bangkok-Strecke bis zu US$ 85 pro Kilogramm! Darum empfiehlt es sich, ein paar Tage vor Abflug das Gepäckgewicht abzuschätzen und die Alternativen auszuloten bzw. sich bei der Airline telefonisch ein Angebot einzuholen. Die Mehrzahl der von uns getesteten Airlines bietet an, ein zweites Gepäckstück einzuchecken. Das kostet zwischen € 60 (Finnair) und € 250 (Lufthansa). Wiegt der Koffer statt erlaubter 23 Kilogramm 32 Kilogramm, lässt sich dies mit einem Aufpreis regeln (z. B. bei Austrian für € 150). Am knausrigsten bei Gepäck sind Condor (20 kg für Koffer und 6 Kilo Handgepäck) und Air China (23 kg für Koffer und 5 kg Handgepäck); da hilft die zusätzlich erlaubte kleine Tasche auch nicht weiter. Bei Condor werden für 15 kg Übergepäck online vorgebucht € 180 fällig, am Schalter wären es sogar € 300 (€ 20/kg). Air Chinaberechnet für den zweiten Koffer US$ 110.

Wie die Airlines auf Handgepäckgrenzen von fünf bis sieben Kilogramm kommen, bleibt ein Rätsel, schließlich bringt ein handelsüblicher Trolley durchschnittlich schon drei Kilo auf die Waage. Buch, Kulturtasche und eine Jacke für die zum Teil eiskalten Flugzeugkabinen sind da womöglich schon zu viel. Jene Flugpassagiere, die mit zehn Kilo für eine Reise in die Tropen auskommen, buchen dann anderswo.

So haben wir getestet

Wir haben bei zwei Dutzend Airlines die Konditionen für Gepäck, Sitzplätze und Verpflegung auf Flügen Richtung Osten, d. h. Asien/Australien recherchiert. Dann haben wir drei Fallbeispiele durchexerziert: Was kostet die Reservierung eines normalen und eines XL-Sitzes (am Notausgang) von Frankfurt bis Bangkok auf dem Returnflug, und was kostet es, auf einer Strecke 40 Kilogramm Gepäck mitzunehmen? Dabei haben wir keine Flextarife ausgewählt, sondern den jeweils günstigsten verfügbaren Tarif (siehe Angabe in der Tabelle).

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