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Eine Passagierin der Premium Economy von »Air France« genießt den größeren Sitzkomfort

Eine Passagierin der Premium Economy von »Air France« genießt den größeren Sitzkomfort

 

ECONOMY VS. PREMIUM ECO. Bei welchen Airlines gibt es am meisten für's Geld?

Wem die Economy Class zu unbequem und die Business Class zu teuer ist, dem bieten viele Airlines gegen Aufpreis eine Zwischenklasse: die Premium Economy.

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Langstreckenflüge in der Economy Class verlangen Demut, vor allem von hochgewachsenen Passagieren: Zwölf Stunden eingezwängt in eng zusammenstehenden Sitzreihen zu verbringen, ist kein Vergnügen. Das wissen auch die Airlines. Deshalb bieten viele Interkontinental-Carrier eine zusätzliche Klasse zwischen Economy und Business an: die Premium Economy. Sie bietet breitere Sitze mit mehr Beinfreiheit und Annehmlichkeiten wie Mehrgepäck, Business-Class- Check-in, Loungezugang und bessere Bordverpflegung. Manchmal gibt es sogar ein Gläschen Champagner dazu. Standards gibt es keine; jede Airline entscheidet selbst, was sie einbaut und anbietet. Bei der Wahl der Fluggesellschaft stellt sich also die Frage: Lande ich in einer besseren Economy oder in einer abgespeckten Business?

Die gute Nachricht: In den letzten Jahren wurde die Zwischenklasse enorm aufgewertet. Der Sitzabstand ist größer geworden, die Sitze besser und vor allem breiter, insgesamt ist die Abgrenzung zur »Holzklasse« merklich größer geworden.

Immer neue Sitze kommen auf den Markt

Die Entwicklung lässt sich am Beispiel British Airways gut beschreiben: Die Sitze der ersten Generation von 1999 sind bei BA heute noch in der B 747 und der B777-200 zu finden. Die plüschigen Recliner haben kleine 6-Zoll-Monitore, aber weder USB-Port noch Steckdose. Ab 2010 wurde die zweite Generation vor allem im A 380 und im Dreamliner verbaut, »schlankere« Sitze mit 10,6-Zoll-Monitoren. Die dritte Generation wird seit dem Winter in die B 777 eingebaut und kommt ab Sommer 2019 im neuen A 350 zum Einsatz, mit mittelgroßen 12-Zoll-Monitoren und USB-Ports, letzteres ist bei anderen Airlines in der Economy längst Standard. Ein Vergleich vor der Buchung ist unabdingbar.

Beim Blick in die Tabellen werden Sie so manche Fluggesellschaft vergeblich suchen. Die arabischen und afrikanischen Airlines fehlen komplett. Ethiopian Airlines, South African, Etihad, Qatar Airways, Oman Air und Gulf Air verzichten (bisher) auf die Premium Economy. Auch bei Air India, KLMundTAPheißt es: Hopp (Economy) oder Top (Business). Thai Airways setzt ihre Premium Economy nur ab Skandinavien und Moskau ein. Turkish Airlines und Iceland Air haben die Klasse inzwischen wieder abgeschafft. Emirates dagegen hat eine Premium Economy für 2020 angekündigt, ebenso Finnair. Swiss wird ab Frühjahr 2021 mit einer Premium Economy an den Start gehen. United Airlines startet dieses Jahr in ihren B 777 und B 787 mit einer »Premium Plus«.

Einige Airlines haben sogar noch eine fünfte, quasi eine »Premium Economy light«: Sie bieten Economy-Class-Sitze mit bis zu 15 Zentimeter mehr Sitzabstand an. Dazu gehören Air France (»Seat Plus«), American Airlines (»Main Cabin Extra«), Brussels Airlines (»Komfortzone«), Delta Air Lines (»Comfort+«), Etihad(»Economy Space«), Finnair (»Economy Comfort«), Malaysia Airlines (»Economy with extra legroom«) und United (»Economy Plus«). US-Airlines nutzen diese in der Regel als Goodie für Vielflieger oder verkaufen Upgrades.

Wer an Bord die Beine lang machen möchte, genießt in der Premium Economy zumeist 97 Zentimeter Sitzabstand. Air France und Cathay Pacific (im A 350) bieten 102 Zentimeter, Air New Zealand legt noch zwei vis vier Zentimeter drauf. Spitzenreiter mit 107 Zentimetern sind Japan Airlines und Vietnam Airlines (im B 787).

Die breitesten Sitze in der Premium-Economy haben Qantas mit 52 cm (in der B 787) und Air Canada (B 777), Air China (A 350), Air New Zealand (B 777), Cathay Pacific (A 350) sowie China Airlines mit 51 Zentimetern. Mehr als sieben Zentimeter Platzgewinn gibt’s bei Air Canada, Air New Zealand, ANA, LOT, Qantas undVirgin. Kaum spürbar ist allerdings der Unterschied bei Condor, Delta Air Lines, Singapore Airlines, Vietnam Airlines und Japan Airlines. Das hat zum Teil allerdings seinen Grund darin, dass bereits die Sitze in der Economy Class überdurchschnittlich breit sind.

Die Airlines versuchen, mit Annehmlichkeiten zu punkten

Premium-Economy-Sitze sind in der Regel ein ganzes Stück hochwertiger. Fast durch die Bank sorgen verstellbare Kopf-, Waden- und Fußstützen sowie ein größerer Neigungswinkel der Rückenlehnen für mehr Sitzkomfort. Die Amerikaner haben eine Vorliebe für Ledersitze, ebenso Air New Zealand und Singapore Airlines. Die Monitore stoßen manchmal schon an ihre Grenzen. Den größten Bildschirm mit einer Bildschirmdiagonale von 15,6 Zoll (knapp 40 cm!) hat ANA im A 380. Air France, Delta Air Lines, Qantas und Singapore Airlines haben das nächstkleinere Modell gewählt mit 13,3 Zoll (34 cm), wenngleich dieser Monitor bei Emirates schon in der normalen Economy Standard ist. Nettes Extra: Mit Air France, British Airways, Austrian, Iberia, Delta, American, Singapore Airlines, Cathay, Eva Air, Air New Zealand und Qantas verteilt jede dritte Airline in der Premium Economy geräuschdämmende Kopfhörer.

Die Premium-Economy-Klasse ist bei fast al - len Fluggesellschaften ein abgetrennter Bereich ohne Durchgangsverkehr, wenn auch ohne eigene Toiletten (Ausnahme: Im B 747 der Lufthansa ist die Premium Eco mitten in der Economy!). Das Personal hat viel weniger Gäste zu betreuen. Die Bestuhlung ist in der Regel lockerer, oft gibt es Zweier am Fenster, bei Singapore Airlines sogar Einzelsitze. Trotzdem ist man nicht gefeit vor Vierer-Mittelblöcken.

Zudem geht es im Vergleich zur Eco stilvoller zu: Das Essen (zumindest das Hauptgericht) wird fast ausnahmslos auf Porzellan serviert. Die Qualität reicht von normalen Economy- Essen (Austrian, Lufthansa, Japan Airlines) über »etwas besser als Eco« bis hin zu »Business- Essen in Chefkoch-Qualität zum Vorbestellen«. Austrian Airlines kauft das Essen beim Wiener Edelcaterer Do & Co. Singapore Airlines wirbt mit Premium-Essen zum Vorbestellen (»Book the cook«), Air France mit Business-ähnlicher Verpflegung. Beide schenken, ebenso wie Japan Airlines, Champagner aus. Virgin Atlantic lädt indes zum Afternoon tea.

Weitere Features sollen ein Hauch von Business verbreiten: Sitze mit adjustierbaren Leselampen und großen Flaschenhaltern, einige Airlines lassen Slipper und luxuriöse Amenity-Kits verteilen, Japan Airlines versucht mit Fußmassage- Stöckchen und Postkarten zu punkten. Natürlich bucht niemand ein teureres Ticket, weil Decke und Kissen flauschiger sind – aber all diese Kleinigkeiten tragen dazu bei, dass der Flug wieder etwas mehr zum Wohlfühlerlebnis wird.

Das wichtigste Auswahlkriterium aber bleibt der Preis

Was alle bieten, sind die entscheidenden Zentimeter Beinfreiheit. Solange sich der Aufpreis zur Economy zwischen 150 und 350 Euro pro Strecke bzw. zwischen 20 und 30 bewegt, ist die Premium Economy für hochgewachsene Passagiere eine willkommene Option, sich der qualvollen Enge in der »Holzklasse« zu entziehen. Unsere Stichprobe hinsichtlich der Preisgetung ist vielsagend. Der in der Tabelle für das jeweilige Streckenbeispiel genannte prozentuale Aufschlag zeigt, mit welchen Aufschlägen bei den einzelnen Airlines im Vergleich zur Economy zu rechnen ist. Weniger als 20 Prozent sind es nur im Ausnahmefall. Etwa dann, wenn die Economy bereits gut gebucht ist, in der Premium Economy aber noch viele Plätze frei sind und die Airline daraufhin die Preise senkt.

LOTPolish Airlines bot die Premium Economy auf dem Flug nach New York bei unserer Testbuchung für € 720 an, die Economy für € 602, ein Aufpreis von gerade einmal 20 Prozent. Bei Vietnam Airlines winkt der Sprung in die höhere Klasse schon für 18 Prozent. Beide Airlines gehören nicht nur wegen des geringen Zuschlags zu den Gewinnern des Vergleichs. Noch eine kleine Schippe drauf legt Air France: Die Bordverpflegung ist an die Business Class angelehnt, es gibt ein Gläschen Schampus, fürs anschließende Nickerchen ein Federkopfkissen und für den Hunger zwischendurch steht eine Selbstbedienungsbar mit Snacks zur Verfügung. Auch das Raumangebot gehört zum Besten, was diese Klasse zu bieten hat. Moderate Mehrkosten von 28 Prozent zu einem herkömmlichen Economy-Ticket scheinen da durchaus angemessen. Zu gefallen weiß auch das Angebot der russischen Aeroflot: bequeme Sitze, ein gutes Raumangebot, Priority-Checkin und die Verpflegung kommt aus der Business- Küche. Für Kurzentschlossene bietet die russische Airline Upgrades am Check-in zum Aufpreis von € 130–150 pro Strecke an.

Meist besteht die Premium-Klasse nur aus zwei bis fünf Sitzreihen, denn nach wie vor ist die aufgewertete Economy ein Randprodukt. Das verwundert nicht weiter: Der Aufpreis fällt bei vielen Airlines eindeutig zu hoch aus, denn auf den Rennstrecken gibt’s oftmals fürs gleiche Geld bei einer nicht weniger attraktiven Gesellschaft einen Flug in der Business Class. Etwa bei Qantas: Der Känguru-Flieger verkauft den Flug von Frankfurt nach Sydney in der Premium Economy bei unserer Testbuchung auf der Airline- Webseite für € 2.758. Zum Vergleich befragten wir unsere Metasuche World-of-Flight.de nach den günstigsten Business-Angeboten auf derselben Strecke. Ergebnis: An identischen Terminen wurden uns fürs gleiche Geld zwei Business- Class-Angebote zweier servicestarker asiatischer Fluggesellschaften angezeigt.

Goodies: Priority-Check-in und bevorzugte Sicherheitskontrolle

Premium-Economy- oder Business-Check-in, dann in die Business-/First-Schlange an der Sicherheitskontrolle und ab in die Lounge? Bevorzugt boarden und als erster das Gepäck in Empfang nehmen? Auch da trennt sich die Spreu vom Weizen. Priority-Check-in gehört fast bei jeder Airline zum Service, das Gleiche gilt bis auf wenige Ausnahmen für die Sicherheitskontrolle. Nur bei Austrianund Lufthansa ist Premium Eco diesbezüglich am Ende doch nur Economy: Am Flughafen gibt es keine Sonderbehandlung. Kostenlosen Loungezugang bieten ANA, JapanAirlines und SAS, bei anderen muss man sich den Zugang zur Business Lounge für happige € 25–35 erkaufen.

Beim Gepäck gilt der Business-Standard häufig auch für Premium-Economy-Passagiere: Bei vielen Airlines dürfen die Passagiere statt einem zwei Koffer à 23 Kilogramm aufgeben und dazu zwei Stücke Handgepäck mitnehmen. »Nur« 35 Kilogramm Aufgabegepäck und damit gerade einmal fünf Kilogramm mehr als in der Economy Class erlauben Cathay Pacific, China Airlines, Eva Air und Singapore Airlines. Bei aller Spendierlaune: Wer braucht so viel Gepäck? Eine Urlaubsreise in die Tropen ist ja schließlich kein Umzug. Viel wichtiger wäre eine Anhebung der Handgepäckgrenzen. Da sind einige Gesellschaften sehr knauserig: Cathay, Singapore Airlines, Eva Air und China Airlines gestatten auch in der Premium Economy nur sieben Kilo, Lufthansa und Austrian bleiben bei acht Kilo. Das unterbietet nur Air China mit fünf Kilo. Rechnet man da das Eigengewicht des Trolleys raus, bleiben gerade einmal zwei bis drei Kilo übrig.

TIPP

Die in den Tabellen genannten Preise wurden über die Webseiten der Airlines ermittelt. Bei der Buchung sollte in jedem Fall ein Flugportal zum Vergleich herangezogen werden, da dort z. T. bessere Tarife zu finden sind. Ferner empfehlen wir, einen Preisvergleich für die Business Class zu machen, denn der Test hat gezeigt, dass die Business eines Mitbewerbers mitunter günstiger oder kaum teurer ist.

(REISE & PREISE 2-2019)
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