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Reiseabenteuer - Durch Venezuela auf dem Weg zum Karibischen Meer

Laguna de Canaima in Venezuela

Laguna de Canaima in Venezuela (Foto: Wikimedia Commons, Yosemite)

Venezuela ist ein Traumland mit einem Riesenpotenzial für Abenteuer - Reisen, gehört aber – vorsichtig formuliert – nicht zu den sichersten Reiseländern. Der Antiamerikanismus des inzwischen verstorbenen sozialistischen Präsidenten Hugo Chávez und vor allem die wahllosen, kurzsichtigen Verstaatlichungen haben dazu geführt, dass sich das Land politisch und wirtschaftlich mehr und mehr von der internationalen Staatengemeinschaft isoliert hat. Unternehmen verlagern die Produktion in andere Länder, Märkte und Arbeitsplätze brechen weg, niemand will in Venezuela mehr investieren. Heute fürchten sogar manche Posadas-Besitzer eine Enteignung ihrer Gasthäuser.

Caracas ist eine der gefährlichsten Städte der Welt. Leider komme ich am Abend hier am Airport an – zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Schnell weiter! Während Chávez gleich zum Empfang im Radio einen seiner Endlosdiskurse ablaicht, bringt mich Taxifahrer Mario, ein Seriöser seiner Zunft, zum Busterminal in die City. Die oft verstopften Straßen der Hauptstadt sind um diese Zeit frei. Wie gleißende Spinnweben legen sich die Lichter der Häuser über die Hügel, das Massiv El Ávila zeichnet sich als düstere Wand ab. An einer Ampel steht ein Feuerfackeljongleur. Ich zahle Mario in Euro, wechsele schwarz im Terminalcafé und kaufe mit meinen ersten Bolívares ein Nachtbusticket nach Carúpano. 500 Kilometer ostwärts, zehn Stunden, dazwischen Dutzende und Aberdutzende Bodenwellen. Die Klimaanlage steht auf Frost. Ich erwache mit Sicht auf Palmen, Papayastauden, uralte Rostvehikel. Carúpano erweist sich, wie erhofft, als Glücksgriff. Allerdings nicht wegen der eigenen Strände – die dümpeln eher im Mittelmaß dahin und sind teils verschmutzt –, sondern als Sprungbrett ins Umland. Kurz nach meiner Ankunft gehe ich bereits auf Tour und folge den Spuren des berühmten Naturforschers Alexander von Humboldt: zwei Fahrstunden südwestwärts zur Cueva del Guácharo, einer nach den Fettschwalm-Vögeln (spanisch: Guácharos) benannten Höhle. Speerspitzengleich stechen riesige Felsnadeln aus dem Naturgewölbe des Zugangs. Beeindruckender als die Tropfsteinwelt ist die geisterhafte Stimmung. »Schwer macht man sich einen Begriff vom furchtbaren Lärm, den Tausende dieser Vögel im dunkeln Innern der Höhle machen«, hielt Humboldt fest. Daran hat sich nichts geändert. Ein gellendes, durchdringendes Gekreisch hallt aus der Tiefe. Da es den Guides verboten ist, die Fettschwalme anzuleuchten, bemerkt man bestenfalls zuckende Flügelschläge – oder einen Kotabwurf.

In Carúpano lässt sich ein Ausflug zur Höhle arrangieren, auch eine Kombitour zum ca. 50 Kilometer entfernten Traumstrand Playa Medina und zur Kakaoplantage Chocolates Paria im Hinterland des Fischerstädtchens Río Caribe. Die Plantage mit angeschlossenem Minibetrieb ist eine archaische Oase. Dem Fabrikbau entströmt warmer Schokogeruch, im Verpackraum arbeiten vier Frauen, darunter Osmari. Ihr wichtigstes Utensil: die Klebstofftube, mit der sie das Papier jeder Schokotafel nach dem blitzschnellen Faltvorgang zuleimt. »Davon schaffe ich tausend am Tag«, sagt sie stolz.

Orinoco - Kaimane und Piranhas

Orinocostromschnellen Raudales de Atures bei Puerto Ayacucho in Venezuela

Orinocostromschnellen Raudales de Atures bei Puerto Ayacucho in Venezuela (Foto: Wikimedia Commons, Anagoria)

Szenenwechsel. Orinoco-Delta. Dunkelheit hat sich über Fluss und Dschungel gesenkt, die Nacht erwacht in tausend Geräuschen. Das wilde Ziepen und Zirpen bietet sich wie eine Welle gegen das Dröhnen des Bootsmotors auf. Am Bug harrt Führer Víctor mit seinem Handscheinwerfer aus. Der Strahl zuckt über Wurzelgeflechte, Äste, Baumkronen, Aufsitzerpflanzen. Plötzlich ein Augenpaar am Ufer. Diese Augen verraten ihn. Blitzende, orangerote Reflexe. Der Steuermann drosselt das Tempo und ändert den Kurs. Víctor greift ins Wasser, dann hält er ihn zwischen Hals und Beinchen umklammert: einen kleinen Kaiman, kaum vierzig Zentimeter lang. Touristenbeute. Víctor verlässt seinen Platz. Jeder von uns darf dem Urzeitreptil auf die Zähne und in die großen, runden Augen schauen, es berühren, mit der Hand über den glatten Bauch fahren. Dann schenkt ihm Víctor die Freiheit zurück.

Isla-Margarita - Karibische Inselperle

Traumhafte Tropenstrände bei El Yaque auf der Isla Maragrita

Traumhafte Tropenstrände bei El Yaque auf der Isla Maragrita (Foto: Wikimedia Commons, Wilfredo R Rodriguez H)

Da Caracas ein gefährliches Pflaster ist und nichts Weltbewegendes zu bieten hat, kommt als Alternative eine Anreise über die Isla Margarita in Betracht, das beliebteste Urlaubziel Venezuelas. Die 1.076 qkm große Insel ist ideal für ein paar entspannte Strandtage vor oder nach der Rundreise. Von Margarita aufs Festland kommt man mit der Fähre oder per Flieger. Beliebt ist der Strand- und Surferort El Yaque an der Südostflanke, dort liegt die familiär geführte »Posada Margarita« €€. Ein Dauerbrenner ist der Playa El Agua, der kilometerlange und gleichzeitig populärste Strand der Insel. Strandnahe Unterkunft im »Margarita Tropical Village« €€€€. Posadas, Apartments und Hotels auf der ganzen Insel lassen sich bei Caribbean Venezuela buchen. Pauschal sind 2 Wochen all inclusive im 3-Sterne-Hotel schon ab rund € 1.100 buchbar.

Gran Sabana - Land der Tafelberge und Wasserfälle

Gran Sabana, die große Savanne in Venezuela

Gran Sabana, die große Savanne in Venezuela (Foto: Wikimedia Commons, Araujojoan96)

In Ciudad Bolívar bietet der Orinoco bereits eine stattliche Breite auf. Die koloniale Altstadt hat durchaus Reiz, auch die Promenade hoch über den Ufern – wären da nicht Berge voller Plastikmüll. Ein auf Leichenhallenkälte gekühlter Nachtbus schaukelt mich zwölf Stunden in die »Große Savanne«, Gran Sabana. Endstation ist Santa Elena de Uairén, kurz vor der Grenze zu Brasilien. Perfekt in den Plan passt eine dreitägige Trekkingtour auf den Chirikayén, einen Tafelberg, der sich mit seinen 1.650 Metern gebieterisch aus der Weite erhebt. Führerin Celeste verteilt Klopapier für drei Tage. Pro Kopf eine Rolle, das müsste reichen. Wir sind zu siebt, vier Südkoreaner, ein argentinisches Paar, ein Deutscher, dazu zwei Träger mit Vorräten und Zelten. Unser erstes Camp liegt zu Füßen des Chirikayén an einer Flussbiegung, am nächsten Morgen beginnt der Aufstieg. Stunden später stehen wir ermattet auf dem Plateau. Blütensträucher reichen an die Abbruchkante, unter uns breitet sich eine Patchworklandschaft aus Grasfluren, Felsbuckeln und Waldinseln aus. Weit entfernt, wie auf eine Großleinwand gemalt, ragen einige der magischen Giganten unter den Tafelbergen aus der Gran Sabana: Roraima, Kukekan, Yuruani. Allein dieser Anblick entschädigt für die Strapazen.

Zurück in Ciudad Bolívar, trägt mich eine Cessna dem letzten Highlight vor den Llanos entgegen: dem Nationalpark Canaima mit dem gleichnamigen Ort, dessen Strand an die Laguna de Canaima stößt. In den See donnern mehrere Wasserfälle, während der König aller Abstürze weit entfernt liegt: der Salto Angel, mit 979 Metern der höchste Wasserfall der Erde. Der Tourklassiker führt über den Río Carrao bis zu seinem Fuß, doch der Fluss führt am Oberlauf gerade zu wenig Wasser. Unser Trip im Motorkanu endet gegenüber der Insel Orquidea. Nach einer Hängemattennacht im Camp kehren wir nach Canaima zurück und ab dort im Kleinflugzeug nach Ciudad Bolívar – mit (einem extra gebuchten) Umweg über den Salto Angel. Der Schatten der wackligen Cessna zuckt über Flusswindungen und Felstürme, dann kreuzen wir das zerklüftete Plateau des Tafelbergs Auyan-Tepui bis zum Rand, bis zum Salto Angel. Die Wolkenlast des Morgens ist weg und der Wasserfall schmal, doch er zeigt sich in voller Länge – grandios! Zur Begeisterung der Mitreisenden fliegt der Pilot drei Schleifen, dann dreht er ab.

Informationen über Reisen nach Venezuela

Ciudad Bolivar, eine der schönsten Städte in Venezuela

Ciudad Bolivar, eine der schönsten Städte in Venezuela (Foto: Wikimedia Commons, Archilider)

EINREISE
Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen für einen Aufenthalt bis zu 90 Tagen einen mind. noch 6 Monate gültigen Reisepass. Der Durchschlag der Touristenkarte aus dem Flugzeug ist bei der Ausreise wieder vorzulegen.

GELD
Kompliziert, kompliziert! Zahlungsmittel sind die Bolívares (Bs), in die man seine US-Dollar oder Euro tauscht. Banken und Wechselstuben wechseln zum offiziellen Kurs. Besser sind die Kurse in diversen Hotels, Restaurants, Cafés und Ge schäften, vor allem in größeren Städten. Seit Anfang 2010 kursieren verwirrenderweise zwei offizielle Wechselkurse: 1. Kurs: US$ 1 = 2,60 Bs.; 2. Kurs US$ 1 = 4,30 Bs. Ein dritter, inoffizieller Wechselkurs ist der paralelo, der als Richtwert für den Schwarzmarkt fungiert.

GESUNDHEIT
Keine Impfungen vorgeschrieben. Empfehlenswert ist Impfschutz gegen Tetanus, Hepatitis, Diphterie und Gelbfieber. Malariarisiko in den südlichen Regenwaldgebieten und im Orinoco-Delta.

KLIMA UND BESTE REISEZEIT
An den Küsten tropisch, im Inland gemäßigt. Während der Regenzeit (Mai–Okt.) zeigen sich Wasserfälle als gischtende Vorhänge, in der Trockenzeit (Nov.–Apr.) können sie zum Erliegen kommen. Die beste Zeit für Bootsausflüge von Canaima zum Salto Angel ist während oder gleich nach der Regenzeit, die beste Zeit für Tierbeobachtungen in den Llanos dagegen die Trockenzeit, wenn sich die Tiere u. a. an verbleibenden Wasserlöchern konzentrieren. In unserer Klima- und Reisewetter-Datenbank finden Sie die optimale Reisezeit für Reisen nach Venezuela.

SO PLANEN SIE RICHTIG - Motorisiert unterwegs
Bus: Busse sind Verkehrsmittel Nummer eins und sehr preisgünstig. Vielfach sind eiskalt klimatisierte, bequeme Nachtbusse im Einsatz. Das Gepäck wird nach Ausgabe eines Gepäckabschnitts verstaut. Beim Ticketkauf muss man den Pass vorlegen und wird in eine Liste eingetragen. Verlässlich ist die Gesellschaft Rodovias de Venezuela.
Taxi: Mangels Taxameter ist der Preis Verhandlungssache. Innerstädtische Fahrten von 3–5 km sollten nicht mehr als € 3-4 kosten. Am Flughafen von Caracas nur die offiziellen Taxis in die Stadt nehmen!
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Inlandflug: Verbindungen von Caracas gibt es z. B. nach Barinas (für Trips in die Llanos; mit Avior), nach Maturín (für Trips ins Orinoco- Delta), nach Puerto Ordaz.

Isla Margarita–Festland
Vom Inselhafen Punta de Piedras gehen Fähren, z. B. von Conferry nach Puerto La Cruz. Gran Cacique fährt nach Puerto La Cruz und Cumaná. Weiter nach Carúpano geht’s per Bus. Flüge von Margarita bieten u. a. Aserca Airlines, Rutaca, Conviasa und Avior Airlines.

Posadas und Dschungel-Camps Carúpano
Etwa 3 km außerhalb des Zentrums, wenige Gehminuten von zwei Stränden, liegt die deutsch geführte »Posada Nena« €. Vorteil sind die ab der Posada startenden Tagesexkursionen; ohne lange Vorbuchung finden sich schnell ein paar Leute zu Touren zusammen.

Orinoco-Delta
Direkt buchbar ist das »Orinoco Eco Camp« €€ an einer Flussbiegung des Nanarina. Transfer ab der nächst größeren Stadt Maturín, Bootstouren, Vollpension. Es gibt Gemeinschaftsbäder für 15 palmstrohgedeckte Hütten, in denen Betten mit Moskitonetzen stehen. Zur Flussseite hin sind die Hütten offen!

Ciudad Bolívar
Ciudas Bolivar ist Dreh- und Angelpunkt für Flüge nach Canaima sowie Busfahrten nach Santa Elena de Uairén. Von María und Peter Rothfuss geführt ist die »Posada La Casita« € mit Pool und Restaurant, etwa 20 Fahrminuten außerhalb des Zentrums; tagsüber kostenloser Transfer in die Stadt. Kostenloser Abholservice vom Flughafen/Busbahnhof.

Santa Elena de Uairén
Komfortabel ist die »Posada Los Pinos« €. Sie wird vom gebürtigen Kölner Eric Buschbell geführt, ebenso wie die Agentur Backpacker Tours.

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AUSKÜNFTE
Botschaft der Bolivarischen Republik Venezuela, Schillstr. 9, 10785 Berlin, Tel. 030-83224000, www.botschaft-venezuela.de

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WEITERE INFORMATIONEN
Der vollständige Artikel mit vielen Tipps zur Urlaubsplanung, Preisen, Adressen, Telefonnummern, Nebenkosten und Kalkulation der Urlaubsreise ist erscheinen in REISE & PREISE 4-2010. Die Ausgabe können Sie sich für € 4,90 nach Hause schicken lassen (Heft bestellen)

(Andreas Drouve, 4/2010)

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