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Ein digitales Besucherlenkungssystem soll im kommenden Frühjahr an mehreren Orten der niedersächsischen Nordseeküste an den Start gehen.

Ein digitales Besucherlenkungssystem soll im kommenden Frühjahr an mehreren Orten der niedersächsischen Nordseeküste an den Start gehen. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Start zu Ostern Küstentouristiker bereiten Besucherlenkung vor

Die Nachfrage nach Erholung an der Nordseeküste ist hoch. Touristiker erwarten, dass auch zur Hochsaison im kommenden Sommer viele Gäste in die Küstenorte strömen. Um überfüllte Strände und Ausflugsziele zu vermeiden, bereiten sich Urlaubsorte vor - und rüsten technisch auf.

Volle Strände und Parkplätze, belegte Strandkörbe oder lange Schlangen vor Museen und Spielscheunen sind für Nordseeurlauber insbesondere ein Graus. Um dem Andrang von Gästen an der niedersächsischen Nordseeküste besser zu begegnen, arbeitet die zuständige Marketingorganisation Die Nordsee GmbH derzeit an einem digitalen Besucherlenkungssystem.

«Wir sind zuversichtlich, Richtung Ostern mit der Besucherlenkung sichtbar für die Gäste zu starten», sagte Tim Schönfeld, Daten- und Digitalisierungsmanager der Wangerland Touristikgesellschaft der Deutschen Presse-Agentur.

Geplant ist dann, an beliebten Orten entlang der Küste mithilfe von Sensoren die Auslastung von Stränden, Parkplätzen oder Freizeiteinrichtungen zu messen. Urlauber sollen sich so anhand eines Ampelsystems im Internet und über Info-Monitore über die Auslastung an Ausflugszielen informieren können.

Die Umsetzung läuft

Ursprünglich war das Managementsystem bereits für den Sommer 2021 angekündigt. Für den Aufbau des Besuchermanagementsystems seien die meisten Aufträge zur Installation der Technik vergeben worden, so dass nun im Winter die Umsetzung laufe, sagte Schönfeld. Demnach soll das Gästeaufkommen mithilfe von Lasersensoren erfasst werden, die ein dreidimensionales Bild einer Fläche erstellen. Mit einer Software könnten dann innerhalb dieses 3D-Bildes Umrisse ausgewertet werden, etwa ob sich dort eine Person, ein Auto oder ein Wohnmobil befinde, sagte Schönfeld. «Es ist komplett datenschutzkonform. Wir fotografieren niemanden und es gibt auch keine Videoüberwachung.»

Vorgesehen sind Sensoren in Krummhörn-Greetsiel, in Dornum, in Norden-Norddeich (alle Landkreis Aurich), im Wangerland (Landkreis Friesland), in Wilhelmshaven, in Butjadingen, in Bremerhaven, an der Wurster Nordseeküste sowie im Landkreis Cuxhaven in Otterndorf, in Bad Bederkesa und im Nordseeheilbad Cuxhaven selbst.

Besucheranstürme während der Corona-Pandemie

Besonders die Corona-Pandemie, in der zahlreiche Gäste zur Erholung an die deutschen Küsten strömten, habe die Notwendigkeit eines digitalen Besuchermanagements aufgezeigt, sagte die Geschäftsführerin der Die Nordsee GmbH, Sonja Janßen. «Wir sind eine Region, die stark auf die Sommersaison ausgerichtet ist. Da gibt es dann Hotspots, die stark frequentiert sind. Besondere Stellen wie Strände oder Parkplätze sind dann eine große Herausforderung für uns, das Gästeaufkommen corona-konform zu managen und zu entzerren.»

Auch angesichts hoher Zahlen von Tagesgästen an der Nordsee werde es künftig ohne digitale Lenkungssysteme kaum noch gehen, zeigte sich Janßen überzeugt. Es gehe dabei nicht darum, jemanden mithilfe der Technik zu kontrollieren. «Im Gegenteil, wir wollen dem Gast den bestmöglichen Service bieten.» Gäste sollten sich bei einem Urlaub an der Küste sicher fühlen. Zudem biete die Technik auch die Chance, die weniger stark besuchte Nebensaison stärker auszulasten. «Dann können wir Orte, die vielleicht nicht so bekannt sind, auch mal ein bisschen in den Vordergrund rücken», sagte die Tourismuschefin.

Digitale Gästekarte

Funktionieren soll das laut der Marketingorganisation auch mithilfe einer digitalen Gästekarte, die die bestehenden Papierkarten, früher oft auch Kurkarte genannt, ergänzen soll. Diese wird aktuell auch entwickelt. Urlauber sollen auf diese Gästekarte in einem digitalen Reiseführer - einer sogenannten Web-App, die etwa über den Handybrowser aufrufbar ist - zugreifen können. «Zusätzlich sieht der Gast alle mit der Gästekarte verbundenen Leistungen auf einen Blick», sagte Schönfeld. Eine Leistung sei etwa der freie Strandeintritt.

«Was die Leute am meisten interessiert ist: Wie voll ist der Strand - und finde ich noch einen freien Strandkorb», sagte Schönfeld. Mithilfe der Web-App soll die Auslastung einzelner Strandabschnitte für den Gast anhand eines Ampel-Systems einsehbar werden. Geplant sei, dass die Lenkungssoftware nach festgelegten Regeln, etwa bei Erreichen einer bestimmten Kapazitätsgrenze, automatisiert Hinweise zur Auslastung eines Strandabschnitts ausspielen werde.

Deutschlandweit derzeit einzigartig

Laut der Die Nordsee GmbH ist das Digitalisierungsprojekt in dieser Dimension deutschlandweit im Tourismus einzigartig. Über vier Jahre investiert die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge rund eine halbe Million Euro in das Vorhaben. Hinzu kämen noch die Investitionen der Gesellschafter, also der einzelnen Küstenorte, so dass sich die Investitionen insgesamt auf rund zwei Millionen Euro beliefen, hieß es. Auch das Land Niedersachsen fördert das Projekt mit 245 000 Euro.

An anderen Küstenorten in Norddeutschland wird das Gästeaufkommen allerdings schon seit Längerem registriert. Etwa in Scharbeutz in Schleswig-Holstein und fünf weiteren Orten an der Lübecker Bucht gibt es bereits seit 2020 eine Strandampel, die den Besucherandrang an den Stränden steuern soll. Auch dort gibt es ein Prognosemodell, das anhand der erfassten Daten automatisch Empfehlungen für die Strandwahl gibt.

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